Keine Gnade oder doch?

Postingpartner: Angus, Freya

An einem der wenigen schönen Tage im Jahr, an denen die Sonne klar vom Himmel schien und es für die Verhältnisse der Insel angenehm warm war, hatte sich der Ritter der Erde allein zu einem Ausritt an die Küste aufgemacht.
Zwar befand sich das Königreich noch immer Krieg mit Temra und es kam ihm so vor, als wolle dieser Zwist ewig andauern, doch konnte er nicht die ganze Zeit in der Erdrückenden Enge des Schlosses bleiben um das Waffentraining des Heeres voran zu treiben.
Die Männer hatten in letzter Zeit große Fortschritte gemacht. Diese Erfahrungen würden sie in der nächsten Schlacht brauchen. Und wie Angus wusste, würde diese früher kommen, als ihnen allen lieb war.
Doch heute wollte er nicht an soetwas wie Kämpfe, Blutvergießen und Streitigkeiten denken. Er erhoffte sich vom sanften rauschen der Wellen ein wenig Zerstreuung.
Am steinigen Strand angekommen zügelter er sein Pferd und saß ab.
Sofort fühlte er sich merklich befreiter, als er näher an das rauschende Ufer der See trat.
Er schloss die Augen und zog begierig den frischen Wind ein, welcher ihm sanft um die Nase wehte. Die salzige Luft füllte seine Lungen und das sanfte toben beruhigten seinen angespannten Verstand.

Es war einer von den Tagen an denen Freya für ein paar stunden von ihren Pflichten als Kriegerin von Temra entbunden wurde um sich auszuruhen oder sonst irgendwas nachzugehen. Sie hatte einfach Lust gehabt mal ein wenig umherzustreifen und ihre Panflöte war währenddessen dabei. Natürlich trug sie beide ihre beiden Waffen ebenfalls mit sich, denn sie ging nie ohne ihre Waffen umher, man wusste ja nicht wann ein Kellskrieger einen angriff. Schließlich unterstand sie dem Befehl Maeves und hatte auch kein Problem damit, die Kellskrieger zu bekämpfen.

Sie war schon früh am Morgen losgegangen und hatte sich schließlich auf einen Felsen an der Küste niedergelassen und blickte in den Ozean, während sie nach einer Weile ihre Panflöte herausholte. Der Wind schien mit ihren Haaren zu spielen und ließ diese hinter ihr aufwehen, doch sie schien das nichtmal zu kümmern. Ihre Augen waren leicht geschlossen mittlerweile, während sie eine beruhigende Melodie spielte, die ihren Geist besänftigte und sie für den Moment einfach nur wie eine normale Frau wirken ließ, die gerade musizierte. Doch wenn sie nicht gerade auf ihrer Flöte spielte, war sie eine unbarmherzige Kriegerin. Da sie spielte, bemerkte sie den sich nähernen nicht direkt, doch nach wenigen Augenblicken öffnete sie ihre Augen und erblickte Angus wie er am Ufer des Meeres verharrte. Sie überlegte ob sie ihn angreifen sollte, oder ob sie einfach weiterspielen sollte. Schließlich entschied sie sich dazu, erstmal noch ein wenig weiter auf ihrer Flöte zu spielen, denn angreifen könnte sie noch früh genug, da er sich ihr doch bestimmt nähern würde oder etwa nicht? Außerdem hatte sie gerade erst eine Schlacht hinter sich und auch wenn sie das kämpfen liebte, brauchte auch sie mal ein wenig Ruhepausen und diese widmete sie meistens der Musik.

Die tosenden Wellen vor sich, den klaren Himmel über sich, die leichte Briese die ihn umwehte und eine leise Melodie im Ohr. All das ergab zusammen einen Augenblick vollkommener Harmonie. Ein perfekter Moment.
Wie lange er dort stand und den lieblichen Klängen lauschte wusste er nicht, doch ebenso schnell war der Moment vorrüber. Die Melodie bracht ab.
Ohne die Augen zu öffnen breitete er die Arme aus und atmete weiter tief ein und aus.
"Bitte hör nicht auf."
Wer genau der Pflöte solche Töne entlockte wusste er nicht und er wollte es auch noch nicht wissen. Seine Neugier würde noch früh genug dafür sorgen.
Wieder erklangen leise Töne, doch der Augenblick war vorrüber. Rücklings ließ er sich in den steinigen Sand fallen. Die über ihn ziehenden Wolken spielten miteinander und er ließ es zu sich in eine andere Welt entführen zu lassen.

Freya hatte sich nicht groß von ihrem Felsen bewegt, während sie wieder angefangen hatte auf ihrer Flöte zu spielen. Dem Ritter unten am Strand schien die Melodie zu gefallen und für einen augenblick meinte sie gehört zu haben, wie er darum bat dass sie nicht aufhören sollte. Sie bezweifelte, das er sie bereits gesehen hatte, saß sie doch ziemlich hoch und er hatte nur ein Auge für die Natur gehabt, was sie wenngleich auch irgendwie verstehen konnte. Die Natur war schließlich etwas friedliches, auch wenn es gefährlich sein konnte wenn man Pech hatte. Aber man konnte sich dort frei fühlen. Noch immer entlockte sie ihrer Flöte angenehme Töne, während sie ihre Augen erneut ein wenig geschlossen hatte. Jedoch konzentrierte sie sich nun auch auf die anderen Geräusche, denn er sollte sich ja nicht unbemerkt an sie heranschleichen. Obwohl sie für gegnerische Königreiche kämpften, verband dieser Moment und die Melodie welche sie spielte, miteinander und für den Augenblick dachte Freya nicht daran direkt auf ihn loszustürmen und ihn zu besiegen. AUch wenn sie sich sicher war, das dies hier kein gewöhnlicher Ritter von Kells war. Ob er einer der Mystischen Ritter war?

Entspannt lag Angus rücklings im steinigen Sand. Die Hände zum schutz gegen die Spitzen Kanten unter den Kopf gelegt, lauschte er der Musik und sah den Wolken bei ihrem sorglosen Spiel zu.
Anscheinend musste er eingeschlafen sein, denn als etwas klebrig - feuchtes über sein Gesicht glitt schlug er verdutzt die Augen auf. Über ihm sah er nicht länger den klaren Himmel mit seinen Wattewolken, sondern ein reisiges schwarzes Untier, welches ihn nun auch noch auf der Suche nach etwas fressbaren am Brustkorb kitzelte.
"Nein... nicht... Lass das.....Rik...Rikkon... hör auf....damit. Ich... ich hab nichts... für dich.", brachte er in einigen Atempausen hervror.
Nur mit einigem Kraftaufwand konnte er das Tier dazu bringen von ihm abzulassen. Er rappelte sich auf die Knie, hielt das Tier am Halfter und legte seine Stirn auf dessen große Nase.
"Du bist ein Schlingel. Ein Frechdachs.", schalte er das Pferd mit verstellter Stimme und gab ihm einen Kuss auf die Stelle, wo eben noch seine Stirn ruhte.
Er jetzt fiel ihm auf, dass ihm nichts auffiel. Die schöne Melodie hatte geendet. Enttäuscht sah er sich am Strand um, ob er noch eine weitere Menschenseele entdecken würde. Konnte aber niemanden ausfindig machen.
"Tja, mein Freund. Dann hab ich wohl geträumt. Zu schade."
Erst im nächsten Moment erkannte er weiter über sich eine Frau mit langen dunklen Haaren. Sie saß auf einem der größeren Felsbrocken und hatte ihn augenscheinlich die ganze Zeit beobachtet.
Gekleidet war sie in eine Art Rüstung aus metallenen Elementen und gehärtetem Leder und hohen dunklen Stiefeln. Der Wind spielte mit ihrem Haar und ließ es hinter ihr aufwehen. Auf ihrem Schoß lag eine Panflöte und in ihren Augen leichte Verwirrung.
Bei ihrem Anblick musste Angus einfach lächeln. Er erhob sich zurrück auf die Füsse und wandte sich wieder seinem Pferd zu.
"Siehst du was du angerichtet hast? Jetzt hält uns die Lady für Spinner. Los, entschludige dich." Wie auf Befehl ließ es den Kopf bis über den Boden hängen und trat immer wieder mit dem Vorderlauf im Sand auf, ehe es sich wieder zu voller Größe aufrichtete und leise schnaupte.
"Guter Junge und jetzt mach sitz und sei artig."
Gleich einem Hund ließ sich das Tier auf das Hinterteil nieder, legte den Kopf etwas seitlich und sah Angus an. Das Tier sanft über die Nase streichelnd wandt er sich wieder der jungen Frau zu. Allem anschein nach eine Kriegerin, obwohl er noch keinerlei Waffen ausfindig machen konnte.
"Du bist das gewesen, der so zauberhaft gespielt hat, nicht wahr? Ich danke dir dafür." Mit seinem typischen Grinsen macht er eine leichte Verbeugung in ihre Richtung.
"Du bist nicht von hier, oder? Kann ich mich erkenntlich zeigen und dich irgendwo absetzten?"

Freya hatte noch eine ganze Weile lang weiterhin ihrer Panflöte liebliche Melodien entlockt, doch nach einer Weile öffnete sie ihre Augen und blickte hinunter auf den Ritter, welcher wohl eingeschlafen war, denn er gab komische SAchen von sich. Ihre Flöte hatte sie schließlich ohne es groß zu bemerken auf ihren Schoß abgelegt, während sie Angus nun beobachtete. Sein Pferd hatte ihn wohl geleckt und davon war er aufgwacht, doch noch hatte er sie nicht bemerkt. Sie verwirrte sein Gebahren ein wenig, als er mit dem Pferd sprach und es dazu brachte sich zu entschuldigen und dieses sich dann brav wie ein Hund niederlegte. Freya strich für einem Moment über die scharfe Schneide ihres Schwertes, welches direkt neben ihr lag, jedoch von unten eher nicht ersichtich war. Doch schließlich entschied sie sich dazu, dass sie ihm ja erstmal zuhören könnte und ein leicht amüsierter Blick herrschte in ihren Zügen, als sie nun auf ihn niederblickte. Wieviele Leute würden solch eine Show bieten?

Freya strich sich leicht durchs Haar und senkte ihren Blick in den Himmel, bevor sie ihm dann wieder ihre AUfmerksamkeit gab. Als er sie ansprach und feststellte, das sie das gewesen sei die so schön gespielt hatte, gab Freya nur mit einem Nicken zu erkennen, dass es stimmte und meinte auf seine weiteren Worte mit leicht gerunzelter Stirn aber noch immer mit einem beinahe amüsierten Ton zu ihm. "Ja ich war diejenige, welche diese Töne meiner Panflöte entlockt hat und ich denke eigentlich eher, dass es nicht unbedingt notwendig ist, mich zu begleiten. Ich mag zwar fremd erscheinen, aber ich lebe schon einige Jahre auf dieser Insel"

Erstaunt über den Wert der erhaltenen Informationen, wunderte er sich nun doch.
"Wie kommt es, dass wir uns bisher noch nicht begegnet sind? An solch ein Gesicht würde ich mich ganz bestimmt erinnern."
Langsam kam der junge Krieger auf die Frau zu. Er wusste sie noch nicht einzuschätzen. Bisher war sie eher zurück haltend und kühl. Irgendwie fand er gerade das Interessant.
Lächelnd näherte er sich ihr um diese Unterhaltung weiter voran zu treiben, war es doch etwas Mühsam gegen den Wind anzukämpfen.
Er erreichte die kleine Anhöhe auf der sie saß und nun sah er auch das Langschwert, welches sie gerade mit großer Präzision reinigte. Zwar überraschte ihn dieses Accesior, doch ließ er sich sein erstaunen nicht nach außen hin anmerken.

Freya betrachtete den Ritter nun genauer, welcher sich einen Weg zu ihr bannte und schließlich auch ihr Schwert erblickte, welches sie gerade ein wenig versorgte. Auf seine Frage wieso sie sich denn bisher noch nicht begegnet waren, runzelte sie nur leicht die Stirn und hob dann ihren Blick, während sie ihr Schwert leicht sinken ließ und in ihrem tun stoppte. "Schmeichelhaft diese Worte, aber ich bin nicht gerade oft in solch friedlicher Umgebung. Außerdem habe ich meist einige Aufgaben die mich etwas weiter weg geführt hatten" erwiderte sie und tischte ihm sogar keine Lüge auf. Sie war ein wenig überrascht, wieso sie ihm sowas erzählt hatte, aber was schadete es schon? Die Wahrheit war es, aber sie hatte ja nicht vor ihm genauer zu erklären wo sie sich öfters aufgehalten hatte.

Als er schließlich ihren Platz erreicht hatte, legte sie ihr Schwert neben sich und hielt leicht den Kopf schief, während sie ihn und seine Kampffertigkeiten versuchte einzuschätzen. Seine Art verursachte ihr Verwirrung. Denn er schien nicht wirklich so als könne er Gefahr erwarten in dieser Umgebung, dabei wäre es ihr ein leichtes ihm einfach anzugreifen und einen Gegner weniger von Kells zu erlangen.

Unschlüssig blieb Angus einige Fuss weit von ihrem Felsen stehen. Sie hatte ihr Schwert zur Seite gelegt und schien ihn eingehend zu mustern. Sollte sie doch, wenn es ihrem Vergnügen diente.
Solange sie nicht einfach auf und davon lief, oder ihn sonst einfach stehen lassen würde, währe dies hier die größte Abwechslung, die er seit langer Zeit gehabt hat.
"Du siehst hungrig aus. Wie stehts? Ich kenn einen Gasthof, hier in der Nähe. Da möchtest du die Teller mti essen."
Einladend deutete er in Richtung nördlich des Strandes. Als sie keine Anstallten machte sich vom Fleck zu bewegen reichte er ihr die Hand, um ihr auf die Beine zu helfen.
Doch allem Anschein nach, hatte sie seine Absichten falsch gedeutet, denn anstatt, wie von ihm erhofft sein Angebot anzunehmen,...

Freya betrachtete den Ritter vor sich, welcher sie zum Essen einlud und wohl versuchte ihr zu imponieren, wenngleich sie nicht wirklich verstand warum er das überhaupt erst versuchen wollte. Immerhin hatte sie angedeutet, dass sie eher in Kämpfen zuhause war denn wo sonst war es kein friedlicher Ort? Sie folgte seinem Blick zwar, wie er in die nördliche Richtung bei der Küste wieß, aber sie blieb sitzen wo sie war und hatte nicht unbedingt vorgehabt sein Angebot anzunehmen. Sie rechnete damit, dass er aufgeben würde und sich entfernen, doch stattdessen kam er näher und sie sprang in einem Reflex auf, als er seine Hand in ihre Richtung streckte. Ehe sie groß darüber nachgedacht hatte, ergriff sie seinen Arm und warf ihn über ihren Rücken zu Boden und stand dann über ihm, eines ihrer Kniee gegen seinen Brustkorb gedrückt und ziemlich wachsam. DAs jemand einfach so naiv war und eine fremde Kriegerin zum Essen einlud, überforderte Freya ziemlich, denn wie schnell konnte man letztendlich dadurch zu Tode kommen weil man jemanden vertraute?

Im ersten Moment konnte Angus gar nicht realisieren, was mit ihm geschah. Eben noch saß die junge Frau auf ihrem Felsbrocken und schon im nächsten Augenblick hatte sie seinen Arm gepackt und ihn mit einem gekonnten Wurf über ihre Schulter zu Fall gebracht.
Unbemerkt von ihr hatte er sein rechtes Bein ausgestreckt, das linke leicht angewinkelt und seinen freien linken Arm von sich gestreckt, sodass er ein Luftpolster unter sich schuf, welches ihm erlaubte gefahrlos zu landen. Alsgleich er den Erdboden unter sich fühlte nahm er sämtliche Spannung aus seinen Gliedmaßen. Nun war es an ihr zu reagieren. Sie hatte ihr Knie gegen seine Brust gedrückt, seinen Arm hielt sie noch immer mit festem Griff und hinderte ihn so am aufstehen.
"Wow! Nicht so schnell. Ich hatte erst mal mit einem ruhigen Essen gerechnet.", stachelte er sie weiter an.
Der Blick in ihrem Gesicht sprach von Mistrauen, Wut und Enttäuschung. Das zumindest war es, was er annahm.
Je länger er sie betrachtete, umso sicherer war er sich, dass es etwas geben musste, was sie so hatte werden lassen. Den Kommentar, welchen er schon auf der Zunge führte, schluckte er hinunter und nach einem tiefen ruhigen Atemzug wendete er den direkten Blick von ihr ab.
"Es tut mir leid. Ich hab dich überfahren. Es ist nur recht, dass du so reagierst. Ich meine, ich kann es dir nicht verübeln, dass du einem Fremden gegenüber Misstrauisch bist. Ich wollte dir nicht zu nahe treten."

Sie hatte Angus noch immer mit ihrem Knie leicht zu Boden gedrückt und betrachtete ihn weiterhin mit Misstrauen, einem kleinen Teil Wut und noch einigem mehr. Sie verstand wirklich nicht, was dieser Ritter sich davon versprach sie so anzusprechen. Eigentlich war sie davon ausgegangen, das wenige Leute sich wirklich an sie trauten, nachdem sie sie erstmal für einige Sekunden kennengelernt hatten. Der Ritter Rohan, den sie kurz nach ihrem Erwachen als Mystischer Ritter getroffen hatte, hätte sowas nie auch nur ansatzweise versucht. Zumindestens hätte er doch nicht versucht sie zum Essen einzuladen oder ihr so nahe getreten. Er hätte sie eher ausgefragt und es dann schließlich aufgegeben und anders irgendwie versucht was rauszubekommen. Aber dieser Ritter hier war ein ganz anderes Kaliber. Welcher Teil ihrer Reaktion hatte ihn bitte dazu ermutigt, sie auf diese Weise anzusprechen? Sie war nicht gerade freundlich gewesen und sie hatte nichtmal versucht zu verstecken, dass sie eine Kriegerin war. Aber er lud sie zum Essen ein und näherte sich ihr dann so. Sie hatte vielleicht ein wenig überreagiert, aber sie hatte gedacht er wolle sie angreifen, auch wenn sie mittlerweile eher daran glaubte, das er ihr die Hand reichen wollte um ihr zu helfen. Sie hob nur leicht eine Augenbraue an, als sie seine anstachelnden Worte vernahm. Kannte er denn überhaupt keine Furcht? "Bist du so naiv oder sprichst du einfach mit jedem so der dir begegnet? Es ist nicht gerade zu übersehen, dass ich eine Kriegerin bin und du weißt nichtmal ob ich eine Verbündete bin, aber bist der Ansicht mich einzuladen und dann plötzlich so auf mich zuzukommen" meinte sie im kühlen Ton und überlegte ob sie ihn in ein Duell zu verwickeln oder erstmal auf sich beruhen lassen. Schließlich stand sie mit einem Kopfschütteln auf und trat ein wenig von ihm weg, während sie ihn noch immer misstraurisch betrachtete.

Nach ihrer schnellen Reaktion auf seine hilfereichende Geste hätte er mit allem gerechnet. Schläge, tritte, verächtliche Sprüche, doch stattdessen lockerte sie ihren Griff um sein Handgelenk und nahm den Druck von seinem Brustkorb.
"Nenn es ruhig naiv,", gab er zurück und richtete seinen Oberkörper auf, "jemanden mit Freundlichkeit zu begenen."
Sie war einige Schritte zurück getreten und gab ihm so etwas Freiraum. Er stützte sich mit einer Hand auf seinem Bein ab und wandte den Kopf zurück zu ihr.
"In einem Punkt hast du sicherlich recht, ich weiß nicht ob du eine Verbündete bist oder nicht und im Moment ist es mir völlig gleich. Ich weiß aber eins mit Sicherheit. Wer einem Instrument mitso viel Hingabe solche Melodien entlocken kann, kann kein böser Mensch sein."
Wieder setzte er sein schelmisches Grinsen auf, neigte den Kopf leicht seitlich und zog die Brauen nach oben.
"Es gibt für dich keinen Grund mich als Gefahr anzusehen. Wie du bestimmt schon bemerkt hast, bin ich allein und unbewaffnet."
Nochimmer sah er sie unverwand an.
"Es währe für dich ein leichtes gewesen mich vorhin bereits zu attackieren. Immerhin, habe ich dir lange Zeit den Rücken zu gedreht und bin dann auch noch eingeschlafen."

Freya konnte einfach nicht wirklich glauben, wie er sich ihr gegenüber verhielt. Er schien überhaupt keine Vorsicht zu kennen nur weil sie solch schöne Klänge entlocken konnte. Jeder Mensch konnte eventuell einen lieblicheren Auftritt haben, aber das hieß nicht direkt dass man überhaupt nichts unrechtes tun konnte. Außerdem konnte sie doch sowas einfach vorspielen. "Nur weil ich schöne Klänge bei dem Panflöte spielen verursache, denkst du direkt man könnte mir Vertrauen entgegenbringen? Ich mag vielleicht eine gute Musikerin sein, aber ich bin eine Kriegerin und ich schrecke vor ziemlich nichts zurück" meinte sie stirnrunzelnd und hatte ihre Waffen mittlerweile an ihrer Seite verstaut. Ohne eine Waffe, würde der Kampf langweilig werden, also würde sie wenn wohl eher ihre Wendigkeit nutzen und ihre Techniken ohne Waffe, sollte sie überhaupt zu einem Kampf kommen. Er sah nicht so aus, als würde er sie nur ein klein wenig angreifen. "Ich bin eine Kriegerin mit Ehre und solche Leute greifen nicht unbedingt an, wenn man auf dem boden liegt und waffenlos ist, zumindestens nicht um zu töten" erklärte sie ihm warum sie ihn nicht angegriffen hatte während er da unten gelegen hatte. Wieso verhielt der Ritter sich ihr gegenüber so. Welchen Grund gab sie ihm bitte, ihr solch ein freundliches Gebahren entgegenzubringen. Klar sie hatte eine schöne Melodie gespielt, doch das hieße nicht das sie ihm nicht doch noch angreifen würde.

"Eine Kriegerin mit Ehre.", dachte Angus so bei sich. "Genau, wie ich erwartet hatte."
Natürlich war es nicht ehrenhaft, einem Mann in den Rücken zu fallen oder gar einen Wehrlosen zu attackieren.
Es verstieße gegen jedliche Regel eines offenen Kampfes, ganz gleich wer der Gegner ist. War es nicht das, wofür jeder Krieger in den Kampf zog? Natürlich war nicht jeder musizierende Krieger eine ausgeburt an Freundlichkeit. Diese Reckin hatte das Panflöte spielen jedenfalls nicht unempfindlich für den Kampf gemacht, soviel stand fest. Sie hatte die Reflexe einer Katze, die Geschmeidigkeit einer Schlange und den festen Wiillen eines Wolfes. All dies in Kombination konnte eine gefährliche Mischung ergeben, wenn man unvorsichtig wurde.
Er erhob sich zurück in den Stand, langsam kam er auf sie zu. Die Hände offen vor sich gehalten griff er nach ihrer Hand. Er durfte ihr jetzt keinen Grund geben ihn wieder zu attackieren.
Noch immer das kecke Grinsen im Gesicht neigte er vorsichtig sein Haupt und gab ihr einen leichten Kuss auf die Knöchel. "Es war mir eine Ehre Euch kennen zu lernen, Mylady."
Ein kurzer Pfiff ertönte und der schwarze Hengst, der noch immer artig im Sand saß kam auf die Hinterbeine und galloppierte auf Angus zu. Anscheinend überrascht von diesem Trick, lenkte sich ihre Aufmerksamkeit auf das herannahende Tier.
Mit geschickten Fingern löste er eine ihrer metallenen Manschetten, drehte sich um und schwang sich in einem Ruck auf den Sattel. Scharf zog er die Zügel an, riss sein Pferd herum und lächelte ihr nochmals zu.
"Wir werden uns wiedersehen, geheimnisvolle Fremde."
Leicht drückte er dem Tier in die Flanken, woraufhin es in wilden Gallopp verfiel.
Zufrieden besah sich Angus das Souvenir in seiner Hand.
"Darauf freu ich mich jetzt schon.", dachte er so bei sich.
"Ich glaub sie steht auf mich? Was meinst du, Rikkon?"
Die einzige antwort, die er erhielt war ein zweifelndes schnauben.

Freya betrachtete den fremden Kellsritter mit wachsamen blick und als er sich ihr erneut näherte, aber diesesmal mit hocherhobenen Händen, folgte sie jeder seiner Bewegung mit dem Augen und war bereit dazu, ihn erneut niederzuwerfen, wenn er eine falsche Bewegung machte. Sie hatte mit vielem gerechnet, aber nicht das was nun folgte. Anstatt einfach abzuhauen und sich in Sicherheit zu bringen, griff er nach ihrer Hand und sie wollte schon ausweichen, aber ehe sie dies wirklich begriff, hatte er ihr einen Kuss auf den Handknöchel gehaucht und gemeint dass es ihm eine Ehre wäre, sie getroffen zu haben.

Er empfand es als eine Ehre, so jemanden wie sie die nicht gerade mit Freundlichkeit besehen war, getroffen zu haben? Dieser Ritter war wirklich ungewöhnlich und das er trotz seinem Fall noch wagte, sie auf die Hand zu küssen. Sie war so davon überrascht gewesen, dass sie einfach nur wie erstarrt stehen blieb und erst als er nach seinem Pferd pfiff, folgte sie dem nahenden Ross mit ihrem Augen. Sie war noch immer ein wenig verwirrt, sodass sie einfach nur auf das Ross blickte und nicht direkt bemerkte, wie er ihr eine ihrer metallenen Manschetten von ihrem Handgelenk löste und einsteckte. Als er ihr dann noch entgegenrief, dass sie sich noch wiedersehen und sie mit geheimnisvolle Fremde betitelte, kehte sie langsam aus ihrer Überraschung zurück. WAr das gerade wirklich passiert? Sie ließ sich wieder zurück auf ihren Felsen sinken und steckte ihre Panflöte ein, welche auf dem Boden gesunken war, bei ihrer schnellen Aktion. Sie schüttelte irritiert den Kopf und rieb sich leicht über das eine Handgelenk, doch dabei runzelte sie leicht die Stirn. Etwas fehlte oder irrte sie sich da? Verwundert blickte sie auf ihr Handgelenk und realisierte auch direkt was genau fehlte. Der Ritter hatte ihr augenscheinlich eines ihrer Manschetten stibitzt. Kopfschüttelnd sammelte Freya ihre Sachen zusammen und machte sich darauf wieder nach Temra zu gelangen.

Den gesamten Rückweg lies sich Angus dieses seltsame Treffen wieder und wieder durch den Kopf gehen. Als er das Haupttor passierte rutschte er noch im Trab geschickt vom Sattel und ergriff die Zügel.
"Du warst Heute ein ganz braver. Ich werd später nochmal nach dir sehen."
So leicht lies sich das Tier jedoch nicht abspeisen. Flehendlich stuppste es Angus immer wieder am Arm und bedachte ihn mit treuen Hundeblick.
"Nein, heute nicht."
Doch lange konnte er den Blicken des Hengstes nicht wiederstehen. Suchend tasteten seine Augen den Innenhof ab und fanden schliesslich einen passenden Stock. Im hohen Bogen warf er ihn zur Mauer auf der anderen seite, woraufhin sich das Tier in Bewegung setzte und einen Augenblick später jenen Stab zurück brachte. Resignierend klopfte Angus im den muskolösen Hals.
"Was habe ich bei dir nur falsch gemacht? Du wärst ein super Hund, aber welches Pferd hört schon auf Wort?"
Sein nächstes Ziel war der innenteil des alten Gemäuers, während der Hengst zielstrebig auf den Stall zu hielt, wo bereits einer der Stallburschen auf ihn wartete.
"Na, Rikkon. Warst du Gassi?"

Nachdenklich ging Angus die so vertrauten Gänge entlang, bis er zu einer Kammer im hinteren Teil des Westflügels gelangte. Schon lange hatte niemand mehr dieses Zimmer betreten und Angus seiner seits hatte es kurzerhand zu einer Art Büro umgewandelt.
Er vergewisserte sich, dass ihm niemand gefilgt war und schloss vorsorglich die Tür. Die Einrichtung war einfach. Eine Schlafniesche, ein Tisch mit Stuhl und eine Holztruhe waren alles was er benötigte.
Vor der Truhe liess er sich nieder, zog ein Tuch hervor und wickelte den metallenen Reif darin ein. Gewissenhaft verstaute er das Stück zwischen einer Lage wechselkleidung, einigen selbstkonstruierten Waffen un dseinem Streitkolben.
"Ich freue mich auf unser nähstes aufeinandertreffen."
Nach all den Ereignissen musste er den Kopf wieder etwas frei bekommen. Zuerst würde er in der Küche nachsehen, ob ein oder zwei Törtchen auf ihn warteten und anschliessend sein persönliches training wieder aufnehmen. Sollte es zu einem erneuten Wiedersehen kommen, musste er vorbereitet sein. Diese Kriegerin war nicht zu unterschätzen.
Und vor allem würde er noch ihren Namen in Erfahrung bringen.

Freya lief in gedankenverloren den Weg zurück, zu Temra und dachte währenddessen über das Treffen mit diesen ungewöhnlichen jungen Ritter nach. Warum hatte er bitte soviel gewagt und vor allem, warum hatte er sich soviel herausgenommen, trotz ihres barschen Verhaltens? Sie war nicht gerade liebreizend gewesen und sie hatte ihn auch keinen Grund gegeben, um sie so freundlich zu behandeln.

Kaum war sie in ihrem Gemach im Schloß angekommen, ließ sie sich dort erstmal niedersinken auf einen Schemel, doch schließlich ging sie an eine kleine Kiste und holte daraus eine neue metallene Manschette hervor um die alte zu ersetzen, welche stibitzt worden war. "Dieser kleine Dieb, was hat er bitte davon meine Manschette zu stibitzen? Ich hoffe ich werd ihm nicht mehr sobald begegnen" grummelte sie vor sich hin und blickte dann gedankenverloren an die Decke.

Es waren bereits einige Tage ins Land gezogen und die Fronten hatten sich, wenn überhaupt möglich nochmehr verhärtet. Temra rekrutierte neue Krieger und die Menschen lebten in Furcht.
Angus hatte sich wie so oft in die Einsamkeit geflüchtet. Zwar war er der Ausbilder von Kells´Truppen und fast jede freie Minute überwachte er ihr Training, doch geschah es von Zeit zu Zeit, dass er sich einfach zurück zog, ohne einer Seele zu sagen wohin oder wann er zurück sein würde. Anfgangs hatten die Männer noch darüber ihre Witze gemacht, doch mit der Zeit hatten sie es einfach so akzeptiert.

Im moment saß er auf einem alten Baumstamm, welcher quer über einen unsteten Fluss lag. Anscheinend vor langer Zeit als Brücke angelegt?
Er hatte die Augen geschlossen und reflektierte wieder und immer wieder die Begegnung mit der schwarzen Kriegerin.
In seinen Händen hielt er sein kleines Souvenier, es war eine Art denkstütze für ihn. Eigentlich wusste er nicht einmal so genau, warum er es mitgenommen hatte. Mit geübten Fingern drehte er es hin und her, ließ es über seine Knöchel tanzen, warf es leicht in die Luft und fing es geschickt wieder auf.
Noch immer hatt er die Augen geschlossen. Seine Bewegungen wirkten gelassen, doch im Augenblick war er hoch konzentriert.
"Dieses Metall, gehärteter Stahl. Mit einer normalen Klinge kaum zu zerbrechen. Schultern, Handgelenke, Brust, Bauch und Knie werden davon bedeckt. Und dann dieser Ring an ihrem Gürtel. Eine schmale runde Klinge. Scharfe Kanten und auf dem Schlachtfeld so gut wie nicht zu sehen. Ein Schwert aus Eisen, einfach gehalten, jedoch sehr scharf. Dazu Reflexe und ein waches Auge. Schnelle gezielte Bewegungen."
Ein leises Knacken riss ihn aus seinen Gedanken. Die Augen weiterhin geschlossen verbarg er schnell den Reif in seiner Tasche. Es war direkt hinter ihm und es kam auf in zu.