Gemütlich schlenderte Angus den schmalen Pfad zu einem der Dörfer
entlang, um ihn herum hallte das muntere gewieher der Pferde und das
gegacker der Hühner und Enten.Es war noch früh am Morgen, die Menschen hatten bereits ihr Tagewerk aufgenomen. Auf den Feldern sorgten sich die Männer um die Ausssaht und die Frauen warem am Fluss mit ihrer Wäsche beschäftig. Kinder tobten um ihn herum und die Natur erwachte langsam aus ihrem Winterschlaf. Nur vergassen die meisten über den neusten Klatsch ihre Arbeit.
Doch die Idylle war trügerisch, es überkam ihn ein Gefühl, als hätte er das alles schon einmal erlebt.
Von jetzt auf gleich wurde die Stille des Morgens durch einen markerschütternden Schrei durchbrochen. Bereits einige Sekunden später stürmten Soldaten in violette Uniformen gehüllt, auf die friedlichen Bewohner zu.
Zäune wurden nieder gerissen, Hütten in Brand gesteckt und sogar einige Tiere abgeschlachtet.
Panisch liefen die Menschen umher, riefen Namen und suchten ihre Angehörigen. Provokant rief er nach den Temras, sie sollten sich mit jemanden anlegen, der sich auch wehren könne, doch ignorierte ihn jeder.
Ein weiterer Schrei ertönte, welcher Angus umfahren ließ und da stand sie. Groß gewachsen, kastanienbraune Haare zu einem Zopf geflochten und sie wurde von einem Temra bedroht.
Hinter ihm kam ein schwarzhaariger Wuschelkopf angelaufen, das Gesicht voller Furcht nach seiner Mutter rufend. Er fühlte, dass er ihn von den Schrecklichen Bildern fern halten musste, welche hinter ihm lauerten. Er musste ihn davor beschützen zu sehen, was geschehen war. Er wollte den Knirps aufhalten, ihn davor bewahren auch noch von dem Mann attackiert zu werden.
Doch als er ihn erreicht hatte, lief der Junge einfach durch ihn hindurch. Er wollte dem Jungen nach, ihn zurück halten, doch auch beim Versuch seine Weste zu erwischen griff er durch ihn durch. Schon im nächsten Moment sah er es, ein Bild, welches sich für immer in seine Seele brennend würde.
Die Frau lag am Boden, aus einer Wunde an ihrem Hals rann dickflüssiges Blut. Über ihr stand der Soldat mit hämischen grinsen.
Wütend stürmte der Kleine auf den Mann ein, doch dieser riss ihn von den Füßen und warf ihn unachtsam, wie einen alten Sack gegen einen Baum. Benommen von dem Schlag sackte der kleine Körper zusammen, blieb bewegungslos liegen.
Schweißgebadet erwachte Angus. Er lehnte noch immer an einem Baum im gleisenden Licht des hellen Tages. Er brauchte einen Augenblick um sich wieder zu fangen und zu realisieren, wo er sich befand.
Von den Bildern des Traumes aufgewühlt fuhr er sich mit der Hand über die Augen.
"Das hatte ich schon seit Jahren nicht mehr. Wieso gerade jetzt?"
Noch recht durcheinander erhob er sich in den Stand und setzte seinen Spaziergang fort.
Doch so sehr er sich bemühte die Bilder wieder in die hinterste Ecke seiner Erinnerung zu sperren, es wollte ihm nicht gelingen.
Nach einer stillen vor sich hin grübelnden Meile hielt er an.
Unbemerkt von seinem Verstand hatten ihn seine Füße an den Rand eines verlassenen und halb verfallenen Dorfes geführt.
Wieder kamen die Bilder in ihm hoch.
Langsam schlich er durch die verwaisten Gassen, als er das Geräusch einer weiteren Person vernahm.
Doch wer wagte sich in diesen einsamen Teil der Gegend. Außer Brennholz und Ratten gab es hier nicht zu holen.