Wenn beste Freunde aufeinander treffen

Es war mittlerweile einige Zeit vergangen, seitdem der junge Ritter Kells verlassen hatte. Er war noch ziemlich unsicher, aber langsam lebte er sich in Temra ein, was für ihn früher undenkbar gewesen war, aber Maeve war seine Mutter, was sollte er machen? Rohan gehörte hier hin, oder nicht? Er entschloss sich schließlich dazu, sich ein wenig die Beine zu vertreten und den Kopf durchpusten zu lassen. Draganta nahm sein Schwert und ging schließlich aus dem Schloss. Immerhin war er ja kein gefangener und konnte gehen wohin er wollte, was auch gut so war. Doch er wollte nicht in die Nähe von Kells, da er fürchtete, dass wieder Zweifel in ihm entstehen würden und darauf konnte er verzichten. Stattdessen machte er sich auf den Weg zu der Höhle, in der Pyron, sein Drache lebte.

Auf dem Weg zu der Höhle begegnete Rohan keiner Menschenseele, aber es war auch nicht so verwunderlich, denn wer traute sich schon in die Nähe von Pyron? Immerhin konnte ihn niemand kontrollieren, außer Draganta. Gut, die anderen Ritter griff er auch nicht an, zumindest bisher, aber Rohan konnte dies jederzeit ändern, denn Pyron hörte doch auf ihn, oder etwa nicht? Im Glauben alleine zu sein, betrat er schließlich die Drachenhöhle, um einfach alleine zu sein und mit Pyron zu reden, auch wenn dieser nicht antworten konnte. Doch als er die Höhle schließlich betrat, bemerkte er, dass er eben nicht alleine war, sondern, dass Angus, sein ehemaliger bester Freund und Kampfgefährte auch hier war. "Was machst du hier?", fragte Rohan und blickte ihn an. Er würde ihn nicht direkt angreifen, aber er hatte auch nicht damit gerechnet, ihm hier zu begegnen, denn immerhin gehorchte Pyron Angus nicht wirklich und was genau wollte er hier?

Verwirrt blickte Rohan Angus noch immer an, ohne etwas zu sagen und Angus schwieg ebenfalls einfach. Er wusste nicht wirklich, was er sagen sollte und eine Antwort auf seine Frage hatte er auch nicht bekommen. Als Angus jedoch seinen Steinkolben nahm und gehen wollte, hielt er diesen zurück, indem er seinen Arm packte. So schnell würde er den Ritter der Erde nun doch nicht gehen lassen. Rohan sah ihn kalt an und Angus tat es ihm nach, doch es störte ihn nicht, er packte ihn nur eine Spur fester, was diesen aber auch nicht zu kümmern schien. "Du hast hier nichts mehr verloren. Ich rate dir nicht mehr herzukommen, denn ich kann Pyron jederzeit befehlen dich und die anderen anzugreifen", sagte er schließlich und blickte seinen besten Freund an.

Rohan sah Angus musternd an. Seine Worte schienen lange zu brauchen, um ihn zu erreichen, aber es kümmerte ihn nicht wirklich. "Wer sagt dir, was ich wage und was nicht?", fragte er und als Angus meinte, dass Pyron keinen von ihnen angreifen würde, blickte er zu dem Drachen. Es stimmte schon, Pyron war ein wildes Tier und kein Hund und er konnte selber entscheiden, wen er angriff und wen nicht, aber Rohan hatte ihn gezähmt und Rohan war es auch, der Pyron rufen konnte, wenn sie ihn brauchten. Reichte das nicht, dass er auch auf ihn hören würde, sollte er befehlen Angus und die anderen anzugreifen? Rohan war sich nicht mal sicher, ob er dies wirklich schaffen würde, denn er fühlte noch immer Unsicherheit. Er beobachtete Angus, der Richtung Ausgang ging. "Wie können sie an mich glauben, wenn nicht mal ich an mich glaube? Es hat sich so vieles geändert und ich bin mir meinem Platz nicht mehr sicher, weder Kells noch Temra, vielleicht gehöre ich nirgendwo hin", flüsterte er und sah leicht zu Boden.

Rohan rechnete nicht damit, dass Angus noch bleiben würde und blieb einfach stehen, aber er kam doch zurück und tippte ihn aufgebracht immer wieder gegen die Brust. Seien Worte brauchten lange, um Rohan zu erreichen, aber er hörte sie, auch wenn er keinerlei Regung zeigte. Erst als Angus ihn am Hemd packte und ihm zwang, seinen besten Freund anzusehen, blickte er ihn an und wusste nicht wirklich, was er sagen sollte. Glaubte Angus denn, dass er es nicht versucht hätte? Er fand einfach keinen Platz. Wenn er zurück nach Kells gehen würde, würde er gegen seine Mutter kämpfen müssen und wenn er in Temra blieb, ja, was dann? Dann musste er gegen seine Freunde kämpfen, die ihm immer zur Seite standen. "Ich weiß nicht, was ich machen soll, beides hat seine Vor und Nachteile für mich, ich gehöre nirgendwo hin, ich habe einfach keine Platz", meinte er schließlich und blickte Angus ohne jegliche Emotionen an. War dies wirklich die Wahrheit?Es schien ganz so.

Rohan sah seinen besten Freund noch immer ohne jegliche Emotion an und hörte sich an, was er zu sagen hatte. "Angus, es ist nicht so einfach und Maeve meinte, dass man mich ihr gestohlen hatte als Baby", meinte er und sah ihn weiterhin an. Was sollte er denn glauben? Wenn er doch nur die Wahrheit sehen konnte. "Wenn ich nur sehen könnte, was wirklich damals geschehen war", meinte er zu seinem Freund und starrte den Boden an, kaum das sich Angus' Griff gelockert hatte. Wieso gab es keine Möglichkeit sowas zu sehen? Als Pyron plötzlich einen Feuerball abschoss und dieser zwischen den beiden landete, blickte er verwirrt zu dem Drachen. "Ich weiß nicht was er hat, wahrscheinlich mag er es nicht, dass wir uns streiten", erklärte er. "Und ich auch nicht", dachte der junge Ritter traurig. Angus war sein bester Freund, seitdem sie Kinder gewesen waren und er wollte nicht, dass sich dies änderte, auch wenn sich um ihn herum sonst alles änderte.

Rohan hockte noch immer auf dem Boden und machte nicht wirklich die Anstalten sich zu erheben und sich den Staub von seinen Kleidern zu klopfen. Wieso auch? Staub war dich kein Weltuntergang und es gab weitaus schlimmeres. Als Angus meinte, dass er merken würde, wenn er unerwünscht ist und das man im Moment nicht mit ihnen reden konnte, musste er einfach lachen. Warum wusste der Ritter des Feuers selber nicht, nur das es so war und er es sich nicht verkneifen konnte. Es war einfach komisch, wie sie beide auf dem Boden gelandet waren. Erst nach einigen Momenten erhob er sich schließlich und stützte sich an der Wand ab.

Rohan stützte sich noch immer an der Wand ab und musste wieder zu Atem kommen, was ihm nur langsam gelang. Schließlich atmete er aus und blickte Angus an, der ihn fragte, wieso sie das eigentlich machten. "Ich weiß es nicht, vielleicht weil wir uns verändert haben? Ich bin mir immer noch ziemlich unsicher, aber ich war wohl einfach geblendet davon, dass Maeve meine Mutter ist, so das ich das vergessen habe, was wirklich wichtig ist. Freunde nämlich. Ihr wart immer für mich da und sie? Sie hatte kein Problem damit gehabt mich umzubringen. Sowas will eine Mutter sein. Ich weiß nicht wieso ich dachte, dass ich in Temra Zuhause wäre. Dort gefällt es mir nicht und ich fühle mich dort nicht Zuhause, egal wie ich mir das einreden will, es klappt nicht, es ist alles, aber nicht mein Zuhause", meinte Draganta und sah Angus an. Er war wirklich doof gewesen, oder nicht?

Rohan blickte seinen Freund an und fuhr sich durchs Haar, ehe er sich schließlich den Staub von seiner Kleidung klopfte und seine Worte vernahm. "Ich bin mir nicht mal sicher, ob mir Maeve die Wahrheit gesagt hatte, aber ich würde es zu gerne wissen, was damals wirklich passiert war, wenn man es nur irgendwie sehen könnte", meinte der Ritter des Feuers und seufzte. Wie sollte er denn jemals herausfinden, was wirklich geschah? "Ja, das war wirklich dumm, es tut mir leid", erwiderte Rohan und starrte den Boden an. Als plötzlich eine Stimme ertönte, sah er sich nach dieser um, allerdings konnte er nicht erkennen wer es war, auch wenn ihm die Stimme vertraut vor kam. Als Draganta endlich erkennen konnte, um wen es sich handelte, blickte er Cahad überrascht an. Er hätte wirklich nicht damit gerechnet, dass er hier her kommen würde, aber er hatte ihn auch vermisst. "Cahad, was machst du hier?", fragte Rohan und blickte ihn fragend an.

Rohan war zwar weiterhin überrascht davon, dass Cahad da war, aber er freute sich auch, ihn wieder zu sehen, denn es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seitdem er ihn das letzte mal gesehen hatte. "Woher wusstest du, dass ich hier bin?", fragte er den Druiden und strich sich eine verirrte Strähne aus dem Gesicht. Immerhin war er doch die ganze Zeit in Temra, okay, nicht die ganze, aber die meiste, denn er musste auch öfters Zeit für sich haben, sonst würde er sicherlich noch durchdrehen, dessen war er sich sicher. Als Cahada meinte, dass er uns helfen würde und schließlich provokant Richtung Ausgang, hielt ihn Rohan auf. "Warte, bitte. Kannst du uns wirklich helfen?", fragte er verwundert und blickte ihn an. Das wäre fast schon zu schön um wahr zu sein, andererseits hatte er ja auch besondere Kräfte.

Rohan vernahm die Worte von Cahad und war verwirrt, was aber auch kein Wunder war, denn dies war er meistens bei Cahads Worten. Er verstand nicht wirklich, was es damit auf sich hatte, ein Feuer zu machen, ohne Schwert, oder Pyron, aber er sagte nichts und lauschte einfach den Worten der beiden anderen. Als Cahad meinte, dass er es unbedingt selber entzünden musste, nickte er und konzentrierte sich. Er hatte es noch nie wirklich versucht und daher war der Ritter des Feuers ziemlich unsicher, ob er es auch schaffen würde, aber aufgeben kam für ihn überhaupt nicht in Frage, denn er wollte unbedingt wissen, was in der Vergangenheit wirklich passiert war und wer dafür verantwortlich war, dass er von seiner Mutter getrennt wurde. Nach einiger Zeit, die ihm jedoch wie Stunden vorkamen, schaffte er es schließlich und wartete nun ab, was der Druide sagen würde.

Rohan reagierte nicht wirklich auf die Worte von Angus und erst als das Feuer schließlich brannte sah er wieder auf. Cahad setzte sich nun hin und Rohan tat es ihm gleich. Er war wirklich darauf gespannt, was sie zu sehen bekommen würden, doch es passierte einfach nichts und langsam wurde der Ritter des Feuers auch ungeduldig, doch was konnte er schon groß machen? Außer abwarten viel ihm nicht wirklich etwas ein. Er vernahm Angus' Worte und gab diesen in Gedanken recht, denn auch er wurde langsam ungeduldig und konnte nichts dagegen machen.

Rohan blickte enttäuscht auf das Feuer, welches wohl langsam wieder erlosch. Doch schließlich nahm Cahad sein Säckchen und streute grünes Pulver auf die erloschene Glut, woraufhin es verbrannte und eine weiße Wolke erschien. Im Gegensatz zu Angus schwieg der Ritter des Feuers jedoch und wartete einfach ab, bis etwas passieren würde. Schließlich formte sich eine kleine, braune Kugel und gab den Blick in die Vergangenheit frei. Nun war Rohan wirklich gespannt und sah gebannt hin, ohne auf seinen besten Freund zu achten, der näher zu ihnen gerutscht war. Nun konnte er eine Frau erkannte, die gelockte Haare hatte. Das musste Maeve sein.