Keine Gnade oder doch???

Die Sonne senkte sich bereits über der Insel und tauchte das Land mit ihren letzten Strahlen in rotes Feuer.
Angus steuerte zielstrebig auf das Haupttor zu und wurde sofort von einem der wachhabenden Soldaten aufgehalten.
"Ja, ja, Maeve. Geh mir aus dem Weg! Sonst werd ich ungemütlich."
"Du wagst es einem Soldaten der Königin zu drohen?"
"Ich hab keine Zeit für dich."
Aufgebracht versuchte er an dem Wächter vorbei ins innere des Schlosses zu gelangen, wurde jedoch unsanft von ihm zurück gestoßen. Um ein Haar, hätte er das Gleichgewicht verloren und wäre hinten über gefallen.
Besorg sah er zu ihrem Kopf, welcher auf seiner Schulter ruhte. Ihre Atmung hatte sich beruhigt, ging jedoch sehr flach. Leichte Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn und sie schien fieber zu haben.
"Tritt zur Seite, ich muss unbedingt mit Maeve reden sonst stirbt sie!"
Mit zitternder Stimme und vorgehaltenem Speer bedrohte er mehr schlecht als recht den Ritter vor ihm.
"Für dich immer noch Königin Maeve, Lümmel. Und zu dieser Stunde empfängt sie niemanden mehr. Dich schon gar nicht."
Wenig beeindruckt legte er den Kopf schief und sah den bibbernden Mann vor sich an.
"Dann wirst du ihr erklären, was mit ihrer Kriegerin geschehen ist. Ich möchte wirklich nicht mit dir tauschen."
Provokant wandte Angus sich zum gehen, wurde dann aber doch von drei weiteren Wächtern aufgehalten.
"Wo willst du denn so schnell hin, Kellsmann?"

Maeve genoss die Ruhe der Abenddämmerung, die sich allmählich über Temra legte. Ein anstrengender Tag lag hinter ihr. Es gab nur so wenige würdige Kämpfer. Kells gab sich vielleicht mit Schwächlingen aber Maeve niemals. Sie verlangte ihren Leuten ebenso viel ab, wie auch sich selbst. Leider gab es nur wenige unter ihren Kriegern und Soldaten, die bereit waren zu geben, was Maeve verlangte. Die meisten waren entweder nicht intelligent genug oder nahmen die Sache einfach nicht ernst genug. Bei diesen Gedanken stieg die altbekannte Frustration in der dunklen Magierin von Temra auf. Doch sie versuchte dieses Gefühl zurückzudrängen. Sie wusste dass sie nur Geduld haben musste. Denn irgendwann würde sich ihr Blatt schon wenden, dessen war sie sich sicher.
Plötzlich klopfte es an ihrer Tür. Verärgert fuhr sie aus ihren Gedanken hoch.
„Wer wagt es mich zu stören? Ich empfange heute niemanden mehr. Ich dachte dass hätte ich klar verständlich gemacht.“, rief Maeve aufgebracht.
„A-aber es ist wichtig meien Königin. Es geht um…“
„Es kann nichts so wichtiges geben, das es rechtfertigt mich zu stören.“, gab sie zurück und seufzte innerlich.
Bin ich denn wirklich nur von Idioten umgeben
„Meine Königin, da draußen ist ein Kellsritter und er sagt Lady Freya wird sterben.“, versuchte es der verängstigte Mann vor Maeves Tür erneut.
Maeve machte sich nicht die Mühe ein weiteres Wort zu dem Mann zu sagen. Sie riss die Tür auf und stürmte an ihm vorbei, einen dunklen Gang entlang.
Dann hörte sie auch schon Stimmen und folgten selbigen bis sie auf die Ursache dieses Tumultes stieß.
Einige der Soldaten verwehrten gerade einem Kellsritter den Weg ins Schloss. Bei näherem Hinsehen erkannte Maeve einen der mystischen Ritter von Kells. Angus, dieser Dieb
Sofort viel Maeves Blick auf Freya, welche scheinbar leblos in den Armen dieses verfluchten Mystischen Ritters lag.
„Was geht hier vor?“, rief die Zauberin, und drängte die Soldaten beiseite.
„Lasst mich durch.“, verlangte sie und trat zu Angus vor. Sie sah ihm tief in die Augen und versuchte zu begreifen was hier geschehen war. Was hatte er mit ihrer besten Kriegerin gemacht?
„Warst du das?“, schleuderte Maeve Angus böse entgegen und musterte ihn genauestens. Für einen Moment dachte Maeve Besorgnis in Angus Augen zu erkennen, doch sie war sich alles andere als sicher.

Freya lag noch immer bewusstlos in seinem Griff und ihre Miene verzehrte sich leicht vor Schmerz. Mittlerweile war sie in einen tiefen Schlaf gesunken, der jedoch ganz sicher nicht friedlich war. Ihre Stirn glühte mittlerweile ziemlich und sie sah sich erneut gegen die Kreatur kämpfen welche ihr diese Wunde zugefügt hatte. Doch das war noch nicht alles. Nach einigen Augenblicken änderte sich der Traum und sie sah sich selbst dem ertrinken nahe in einem Fluß und egal wie sehr sie kämpfte, sie schien nicht wirklich an die Luft zu kommen.

Unbewusst reagierte sie leicht als Lady Maeve auf der Bildfläche erschien und ihre Hand bewegte sich leicht, doch sie wachte nicht aus ihrem Schlaf auf. Noch immer zuckten ihre Züge ab und an unter Schmerzen und sie wünschte sich so sehr, dass sie endlich aufhören würden. Aber würde sie überhaupt noch zu retten sein? Wer weiß schon, was dieser Unberechenbare mit ihr machte, kaum dass sie bewusstlos geworden war. Sie traute ihm keinen Deut und wünschte sich sie hätte es geschafft wachzubleiben. Mit jeden Augenblick wurde ihre Haut ein wenig ungesunder und das Gift welches in dem Stachel enthalten war, hatte sich langsam einen Weg gebannt und ihr Atem wurde ein wenig unregelmässiger.

Noch immer stand Angus mit seiner Patientin auf dem Rücken inmitten einer Truppe Temras. Als mit einmal die Stillie des Abends durch wildes gefluche durchbrochen wurde. Aus dem inneren des Schlosses kam Maeve persönlich um sich davon zu überzeugen, ob der Bote auch die Wahrheit gesagt hatte.
Allem Anschein nach hatte, Angus recht behalten. Sie stammte wirklich aus Temra und sie schien eine von Maeves wichtigen Kriegern zu sein. Andernfalls würde sich die Königin nicht selber bemühen.
Verängstigt wichen die Soldaten zur Seite, als sie hinter sie trat.
Ihr erster Blick fiel direkt auf die junge Kriegerin. Wenn es denn möglich war, wurden Maeves Züge mit einem male noch finsterer.
Er mochte sich nicht vorstellen, was sie mit ihren dunklen Kräften der Magie mit ihm anstellen würde. Doch das war jetzt nebensächlich. Er würde sich damit befassen, wenn die Zeit dafür gekommen war.
"Ich habe sie bereits so übel zugerichtet aufgefunden. Sie wurde von irgendeiner Bestie angegriffen. Dabei hat sie sich die Verletzungen zugezogen. Als ich versucht habe, ihre Wunde zu versorgen, sind ihr die Sinne geschwunden."
Höchstwahrscheinlich würde sie ihm nicht glauben. Wozu auch? Sie standen auf unterschiedlichen Seiten.
"Sie reagiert kaum noch und ihr Atem ist sehr schwach. Wenn Ihr sie nicht unverzüglich heilt, wird sie sterben!"
Noch immer waren die Züge der Königin unverändert. Hart, hasserfüllt und voller Verachtung.
So geschickt wie es ihm seine Last erlaubte sank er auf ein Knie, sah Maeve direkt in die Augen.
"Ich bitte nicht um meinet willen. Aber bitte, rettet sie!"

Maeve war sich nicht sicher, ob es stimmte was dieser Mystische Ritter sagte. Eines aber konnte sie selbst erkennen, und zwar, dass Freya nicht mehr viel Zeit blieb. Sie glitt mit jedem Augenblick etwas näher dem Tode entgegen. Maeve konnte es deutlich sehen und so blieb ihr fürs erste nichts anderes als Angus zu glauben oder eher die Entscheidung darüber zu verschieben. Denn je länger sie hier diskutieren würden, desto weniger Zeit blieb Freya. Dieses Risiko war Maeve nicht bereit einzugehen. Sie fragte sich zwar durchaus, welches Interesse gerade ein mystischer Ritter aus Kells haben sollte, den Feind zu retten, aber in diesem Moment zählte es nicht wirklich. Irgendetwas in Angus´ Blick sagte Maeve dass er Freya ehrlich retten wollte.
„Ich traue dir keineswegs. Aber solltest du tatsächlich die Wahrheit sagen, so werde ich in Erwägung ziehen, dich wieder gehen zu lassen. Solltest du allerdings versuchen mich zu täuschen oder mich anzugreifen, dann sei versichert, wirst du dieses Schloss nicht mehr lebend verlassen.“, warnte sie Angus eindringlich und ihr stechender Blick bohrte sich erneut in seine Augen.
„Folge mir, und beeil dich.“, herrschte Maeve ihn an und schritt voran in eines der vielen Zimmer. Maeve befahl einigen Soldaten sich bereit zu halten, falls Angus auf dumme Ideen kommen sollte. Dann lies sie Angus, der noch immer Freya trug, voraus in das Zimmer gehen. Sie selbst schloss die Tür hinter sich.
„Leg sie da aufs Bett, und beeil dich gefälligst ein Bisschen.“, befahl sie Angus und sah ihn hasserfüllt an. Es gefiel ihr nicht dass er hier war, aber wenn es tatsächlich stimmte, was er sagte, dann konnte er vielleicht helfen. Auch wenn Maeve immer noch keine Ahnung hatte warum Angus überhaupt helfen wollte.
Sanft legte sie ihre Hand auf Freyas glühende Stirn und schloss die Augen um sich zu konzentrieren. Maeve fühlte wie die Lebenskraft aus Freya schwand und ihr Blick war konzentriert und beinahe verbissen.
„Was war es für eine Kreatur? Von der Lady Freya angegriffen wurde?“, fragte Maeve ohne die Augen zu öffnen. Denn hätte Angus die Absicht sie anzugreifen, so hätte er das längst getan.

Freya atmete noch immer ziemlich unregelmässig und ihre Stirn glühte ziemlich. Sie stöhnte leicht auf, als ihre Position verändert wurde und sie schließlich auf ein Bett gelegt wurde. Ihr Körper erzitterte leicht und für einen augenblick flackerten ihre Lieder, als Maeve ihre Hand auf die Stirn der Kriegerprinzessin legte. Wenn diese Schmerzen doch nur aufhören würden. Benebelt und noch immer mehr schlafend als wach, vernahm sie zwei Stimmen die in ihren Ohren unnatürlich laut klangen und dennoch konnte sie nicht wirklich die Worte herauskristallisieren.

In ihrem Fiebertraum fragte sie sich unwillkürlich wo sie sich befand, denn auf dem Waldboden lag sie nun nicht mehr oder? Es fühlte sich irgendwie weich an, beinahe wie ein Bett. Aber wie war sie hierhergekommen? Mit jeden Augenblick fiel ihr das atmen schwerer und die Schmerzen schienen nochmal weiter in ihr zu wüten. Dennoch versuchte Freya gegen das Gift und die Verletzungen anzukämpfen. Sie konnte doch jetzt nicht sterben, was würde Lady Maeve denn dann machen, wenn eine ihrer treuesten Kriegerin verstarb. Freya ballte leicht ihre Hand und die andere krallte sich in das Bett unter ihr während ihre Zähne sich zusammenpressten.

Wiederwillig führte Maeve ihn in einen der hinteren Räume. Sie traute ihm nicht, das hatte sie ihm mehr als deutlich zu verstehen gegeben.
Vorsichtig bettete er sie auf dem Lager und trat dann zurück um Maeve endlich mit ihrem Hokuspokus beginnen zu lassen. Schon oft hatter Cathbad dabei beobachtet, wie er diverse Verletzungen kurierrte, doch niemals hatte es so ernst um einen Kranken gestanden. Die nächsten Minuten würden über das weitere Schicksal der schwarzhaarigen Entscheiden. Insgeheim hoffte Angus das Maeve es schaffen würde. Besorgt sah er hinüber auf die Lagerstatt, ließ jedoch keine Sekunde seine "Gastgeberin" außer Augen.
Sie zitterte noch immer. Immer wieder zuckten ihre Augenlider und ihre Hände verkrampften sich. Sie hatte einen starken Willen, aber würde es ausreichen. Maeve würde sicherlich auch ihr besten geben, doch ihr Körper hatte begonnen den Kampf einzustellen. Jetzt lag es an ihr.
Nach einem Moment des Schweigens fragte sie ihn schließlich, was das für eine Kreatur war, die sie angegriffen hatte, durchfuhr ihn ein eiskalter Schauer. Zwar hatte die Königin weder ihre Stimme erhoben noch schwang irgendeine Anklage darin. Es war wohl eher ihre gesamte Erscheinung.
"Es sah aus wie eine große Schlange mit schwarzen Schuppen und großen gelben Flügeln. Aus ihrem Rücken raggten Stacheln heraus. Ich konnte es nicht genau erkennen. Als ich zu ihr stieß, hatte sich die Kreatur bereits in die Luft geflüchtet."
Er griff nach seiner Tasche und zog etwas spitzes, längliches hervor. Es war der Dorn, den er der Kriegerin aus der Seite gezogen hatte.
"Hier. Hilft dir das weiter?"

Noch immer war Maeve tief konzentriert. Sie musste die Ursache für Freyas Zustand, der sich immer mehr zu verschlechtern schien, herausfinden. Nur so konnte Maeve ihre Magie einsetzten um der geschätzten Kriegerprinzessin helfen zu können.
Angus sagte ihr ohne Zögern, was er gesehen hatte und Maeves Vermutung, dass es sich um irgendein bösartiges Gift handelte verstärkte sich. Sie öffnete die Augen und beugte sich leicht zu Freya hinab. Eine Hand Maeves ruhte immer noch auf Freyas Stirn während sich die andere auf eine von Freyas verkrampften Händen legte.
„Du bist doch eine wahre Kriegerin. Kämpf weiter dagegen an. Ich lasse nicht zu, dass du stirbst.“, flüsterte Maeve der Kriegerin sanft aber dennoch bestimmt zu. So als könnte sie Freya befehlen am Leben zu bleiben. Als sie jedoch ein Geräusch von Angus vernahm wirbelte sie augenblicklich zu ihm herum. Maeve hatte vermutet, er würde nun seine Waffe ziehen und hatte bereits selbst ihr Schwert am Griff umklammert. Doch dann erkannte sie, dass der Dieb einen Dorn aus seiner Tasche hervorholte und ihn ihr reichte.
Ja, das muss es sein. Ein Giftdorn.
Für einen Moment fühlte Maeve wahre Erleichterung. Immerhin war sie nun in der Lage dem Gift entgegen zu wirken. Jetzt da sie feststellen konnte wie selbiges zusammengesetzt war, konnte sie das benötigte Gegengift herstellen. Zu schade, dass sie der dunklen Mächte Miders beraubt war und sich nun auf ihre eigene, aber dennoch sehr starke magische Kunst, verlassen musste.
Sie drehte sich noch einmal kurz zu Freya um und ergriff deren Hand.
"Du musst noch durchhalten. Nur noch ein Bisschen. Ich weiß, dass du das kannst.", sagte Maeve leise aber eindringlich zu Freya, auch wen sie nicht wusste ob ihr Worte zu der Kriegerprinzessin vorzudringen vermochten. Dann wandte sie sich wieder Angus zu.
Maeve nahm den Dorn und ging zu dem Tisch, der voll mit Zauberutensilien war. Mit verbissener Entschlossenheit versuchte sie herauszufinden wie sie Freya retten konnte. Geschickt und schnell flogen ihre Finger über diverse Werkezeuge und Pülverchen. Sie wusste genau was sie tat und beeilte sich damit so schnell es ihr möglich war.
Endlich eine halben Ewigkeit - wie es Maeve erschien – und einige gemurmelte Zaubersprüche später, hielt sie einen Becher mit einer grünlich schimmernden Flüssigkeit darin in Händen. Sie betrachtete ihr Werk einen Augenblick lang prüfend, ehe sie wieder zu Freya ans Bett eilte.
Maeve ließ sich neben Freya nieder und strich dieser mit einer mütterlichen Sanftheit, die man bei der grausamen Königin sonst eher vermisste, eine der schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Gekonnt hob Maeve den Kopf der Kriegerin an und hielt den Becher an die Lippen selbiger.
„Trink.“, sagte sie nur, und es klang wie ein gewöhnlicher Befehl, doch in Maeves Augen lag wahre Sorge. Ich hoffe es ist nicht zu spät.
Mit sanfter Gewalt zwang Maeve die Kriegerprinzessin zu schlucken, auch wenn diese kaum noch Kraft zu haben schien. Als die Königin Freya dazu gebracht hatte den Inhalt des Bechers zu leeren, stellte sie diesen auf einem Beistelltisch ab. Ihr blick wanderte aber sofort wieder zu Freya zurück.
Du bist eine Kämpferin, meine beste noch dazu. Du schaffst das, ich weiß es. Das musst du einfach. Du kannst mich nicht einfach so im Stich lassen. Nicht jetzt wo unser Ziel wieder näher rückt., dachte Maeve beunruhigt. Sie konnte jetzt nichts tun außer zu warten ob ihr Gegengift Wirkung zeigen würde.

Freya kämpfte weiterhin gegen ihren Zustand an und versuchte am Leben zu bleiben, doch es fiel ihr immer schwerer. Ihre Hand verkrampfte sich nach wie vor und ihr Atem ging nur sehr leise. Leicht bewegte Freya ihren Kopf, wo Maeve ihre Hand auf ihrer Stirn hatte und ließ ein leises Stöhnen erklingen. Wie durch einen Schleier vernahm Freya in ihrem Fieberwahn die Worte von ihrer Königin und leicht bewegte sich ihre Hand und ergriff den Ärmel von Maeves gewandt, jedoch sank die Hand der KRiegerinprinzessin ziemlich schnell wieder auf das Bett.

Sie fühlte sich so schwach und wünschte sich nur dass der Schmerz endlich aufhören würde und hoffte dass sie noch durchhalten würde um den Tod von sich abzuwehren. Sie konnte nicht jetzt sterben. Vor ihrem Augen sah sie plötzlich die Gesichter ihrer Liebsten und ihr wurde schwer ums Herz, bei den Gedanken an ihren Bruder, den sie solang nciht mehr gesehen hatte. Wie es ihn wohl ging?

Erst als erneut Worte an ihr Ohr drangen, wurden die Bilder ein wenig schwammig und verschwanden schließlich in Nebel. Mittlerweile war sie sich sicher, dass Maeve irgendwo bei ihr sein müsste. Das war doch ihre Stimme oder nicht? Wie war sie ins Schloss gelangt? "Myla.....dy" stöhnte sie leicht auf, aber ihre Augen blieben geschlossen.

Sie sank schließlich wieder in einen tieferen Fiebertraum und bemerkte sogut wie nichts mehr von ihrer Umwelt. Nur der Schmerz und die Wärme von ihrer Stirn schien sie zu erfüllen. Sie bemerkte nicht wirklich wie ihr schließlich etwas eingeflößt wurde, aber kaum hatte sie geschluckt wurde ihr Körper von einem Hustanfall erschüttert. Nach einigen Augenblicken kehrte eine minimale Entspannung in ihren Körper und ihr Schlaf schien ein klein wenig ruhiger zu werden, da das Gegengift anscheinend Wirkung zeigte. Langsam schien der Schmerz gedämpft zu werden und ihre Miene verzog sich nicht ständig in Qual, sondern lag beinahe friedlich da.

Aufmerksam beobachtete er das Geschehen um sich herum und jede einzelne Bewegung der Zauberin. Als er ihr den Dorn reichte, wanderte ihr Hand an den Schaft ihres Schwertes. Ob bewusst oder unbewusst konnte er nicht sagen. Doch würde er wahrscheinlich in dieser Situaion genauso reagieren. Immerhin war er der Feind.
Mit einem nicken nahm Maeve ihm den Stachel ab und begab sich zu einem kleinen, vollgestopften Tisch, auf dessen Platte sich Pulver, Mixturen, Kräuter und Schriftrollen wild durcheinander stapelten.
Mit schnellen geübten Fingern rührte sie einen Trank zurecht. Für Angus´Verständnis dauerte es eine halbe Ewigkeit, in der die Königin geheime Formel murmmelte, Kräuter zerrieb und Pulver mischte.
Gewissenhaft hielt sie das grüne Elixier auf etwas abstand, prüfte nochmals Aussehen und Geruch und kam zu ihrer kranken Kriegerin zurück.
Sie war bereits sehr schwach und im Fieberwahn.
Ihre Glieder verkrampften sich, ihre Finger wühlten sich in die Laken. Doch als Maeve ihr die Mixtur einflöste entspannte sie sich zusehends.
Es schien ihr besser zu gehen.
Sie atmete gleichmäßiger und ruhiger.
"Hat es gewirkt? Sag schon!"
Vermutlich war es keine gute Idee, seinen größten Feind, in seinem Schloss, ohne Unterstützung oder irgendwelche Waffen anzuschreien.
Andererseits war Angus nicht der Typ für gute Ideen und es war ihm im Moment auch egal.
Er konnte nicht einmal genau sagen, warum er sich so viel Mühe mit dieser Frau gab. Diese Frau, die ihn immer nur verspottet hatte, sich über ihn lustig machte und die vermutlich schon von seiner speziellen Art genervt war. Er fürchtete nicht ihren Zorn, oder den Maeves´s. Auch nicht den Kerker und sonstige Qualen, die sie ihm antuen könnten.
Aber er wusste, er wollte nicht, dass sie starb. Das war im Augenblick alles, was für ihn wichtig war.

Vollkommen auf Freya konzentriert hätte Maeve beinahe vergessen, dass Angus auch noch anwesend war. Dies jedoch wurde ihr schneller wieder bewusst als sie es gewollt hätte. Als der Mystische Ritter sie geradezu anschrie. Sie hasste es, wenn man sie so erschreckte. Instinktiv fuhr Maeve herum und zog im selben Moment ihr Schwert um es Angus an den Hals zu halten.
„Schrei hier nicht so herum.“, zischte Maeve leise aber deutlich.
Auch ihre Wachen waren aufmerksam geworden und die Tür öffnete sich augenblicklich. Ein nicht besonders ansehnlich wirkender, aber stämmiger Mann trat ein, gefolgt von zwei Soldaten.
„Meine Königin, braucht Ihr Hilfe?“, fragte der Mann und versperrte Angus den Weg nach draußen.
Maeve warf ihren Soldaten und dem Mann der als erstes eingetreten war einen verärgerten Blick zu.
„Torc, selbst wenn ich Hilfe benötigte, so wärt ihr viel zu langsam gewesen.“, fuhr sie den Mann an und bedeutete ihm dann Angus abzuführen.
„Du wirst verstehen, dass ich nicht nachvollziehen kann, warum du, als Temras Feind, ein solches Interesse daran hängst deine eigene Feindin lebend zu sehen.“, flüsterte Maeve Angus zu und überlies ihn dann Torc und seinen Soldaten.
„Bringt ihn in die Kerker, sofort!“, befahl sie den Soldaten und wandte sich wieder zu Freya um.

Freya lag noch immer auf dem Bett und langsam wurde ihr Zustand ein wenig besser. Doch noch war sie nicht genesen. Sie machte einzig und allein den ersten SChritt auf Besserung. Ihre Stirn war noch immer leicht erhöht und ihr Kopf lag auf dem Kissen, doch als es laut wurde flatterten ihre Augenlieder und sie öffnete diese mit einem leichten Stöhnen. Ihr Blick verdunkelte sich sogleich, als sie Torc dort erblickte an der Tür. Musste ausgerechnet dieser Kerl, sie so schwach sehen? Denn schwach war sie gerade definitiv. Mühsam wandte sie ihren Blick weiter im Raum um und erkannte Lady Maeve direkt in ihrer Nähe, sie fühlte sich geehrt, dass die Königin anscheinend soviel für sie getan hatte um sie zu retten. Denn Die Kriegerprinzessin, war sich mehr als bewusst, dass sie dem sterben ziemlich nahe gewesen war und auch jetzt noch ein wenig zu kämpfen hatte. Aber zumindestens konnte sie sich jetzt umsehen, wenngleich ihr dies auch schmerzen bereitete. Als sie Angus bei den Soldaten bemerkte, runzelte sie irritiert die stirn. Hatte der Kerl ihr tatsächlich das Leben gerettet und sich in Feindesgebiet gewagt? Freya legte ihren Kopf wieder zurück und schloß die Augen um sich noch mehr auszuruhen. Hoffentlich würden die Soldaten und Torc schnell abhauen.

Kaum das Angus seine Frage geäußert hatte, furh Maeve in ihrer ihm wohlbekannten kalten Art zu ihm herum, hielt ihm die Klinge ihres Schwertes an den Hals. Auch auf dem Gang schien ihr Wutausbruch nicht unbemekrt geblieben zu sein. Kurz darauf kamen Maeves Schoßdackel zur Tür reingepoldert. Im Schlepptau hatte er zwei weitere Wachposten.
Es stellte für ihn keine Überraschung dar, dass Maeve sie anwies ihn mit sich zu nehmen. Er hatte bereits im Wald damit gerechnet.
Noch war er ruhig, sah immer wieder zu Freya, welche sich langsam beruhigt hatte. Sie konnte für kurze Zeit die Augen öffnen. Für den Moment reichte ihm diese Erkenntnis. Sie war wieder bei Bewusstsein und das war alles was zählte.
Torc fakelte nicht lange, packte Angus am Arm und zog ihn mit sich.
"Jetzt werden wir uns amüsieren, Dieb. Ihr Kellsmänner seid einfach zu große Idioten. Wer kommt schon freiwillig zum Feind? Dummheit muss bestraft werden."
Gelangweilt von dem geblabber ging er zunächst freiwillig mit ihm durch die Gänge.
"Du redest zu viel. Ist Maeve deine Dummheit nicht langsam leid? Kein Wunder, dass sie sich andere Krieger gesucht hat."
Er hatte den Satz kaum zu Ende gesprochen, als ihn seine wütende Faust im Gesicht erwischte.
"Wow, selbst Deirdre kann härter zuschlagen, als du!"
Dafür erhielt er noch einen Streich in die Magengrube, was ihn etwas in die Knie gehen ließ. Doch reichte es aus, seine Bauchmuskeln anzuspannen und Torcs Angriff hatte keine Chance.
"Selbst mit auf den Rücke gebundenen Händen kann ich dich noch besiegen. Sieh es ein, du bist verbraucht."
Wieder holte Torc zu einem Schwinger auf sein Kinn aus, doch dieses mal duckte er sich einfach unter dem Angriff weg, mit einem schnellen tritt gegen seinen Brustkorb hatte er den Temrahauptmann auch schon in die Knie gezwungen. Doch noch bevor er seinen Triumph mit einem weiteren Kommentar krönen konnte, fühlte er einen dumpfen Schlag auf seinem Hinterkopf, dann wurde es dunkel.

Er erwachte auf einem kalten Steinboden. Um ihn herum herrschte fast völlige Dunkelheit. Er schmeckte Blut und sein Schädel brummte. Sofort realisierte er, wo er sich befand.
"Diese Hurensöhne."
Es überraschte ihn nicht im geringsten, dass er sich hier befand. Es war schließlich nicht das erste mal.

Als Torc den Dieb aus Kells mit sich genommen hatte und dieser nicht im geringsten Wiederstand zu leisten schien legte sich Maeves Stirn für einen Augenblick in Falten. Sie konnte einfach nicht begreifen, warum es Angus anscheinend so wichtig war, dass Freya überlebte. Warum hatte er all das auf sich genommen und war in für ihn feindliches Gebiet vorgedrungen nur um eine gegnerische Kriegern zu retten? Da stimmte doch etwas nicht.
Hat Freya mich etwa verraten? Nein, das kann ich nicht glauben. Das würde sie nicht tun.
In Maeve regte sich das Misstrauen. Auch wenn sie bis jetzt immer sicher gewesen war, Freya vertrauen zu können. Ganz sicher konnte man sich bei keinem Menschen sein. Und die Ungewissheit nagte an Maeve. Was wenn dahinter ein Plan stecke? Unruhig ging die Zauberin einige Schritte vor dem Bett in welchem Freya lag, auf und ab.
Plötzlich blieb sie stehen und sah auf die schlafende Freya hinab. Vorsichtig legte sie ihre Hand erneut auf die immer noch ziemlich warme Stirn der Kriegerprinzessin.
Nein, du hast mich nicht verraten. Aber wie kam es dann dazu, dass ein Mystischer Ritter aus Kells eine Kriegerin aus Temra rettet und dadurch einiges riskiert und auf sich nimmt? Dieser Dieb steckt voller Überraschungen. Aber bis ich nicht herausgefunden habe, was seine Beweggründe waren und ob es überhaupt der Wahrheit entspricht, was er mir erzählt hat, wird er wohl noch hierbleiben.
Maeve hatte ihre Hand wieder zurückgezogen und war zu ihrem Tisch mit den diversen Utensilien gegangen. Sie holte ein, mit einem Kräutersaft getränktes, Stück Stoff, welches sie nun mit Bedacht auf Freyas Stirn legte. Es war dazu gedacht die Heilung zu unterstützen und das Fieber zu senken. Maeve wusste dass ihre Kriegerin noch viel Ruhe benötigen würde, doch sie wollte Antworten. Und sie wollte diese jetzt sofort.
„Ein gewisser Dieb aus Kells scheint ungewöhnliches Interesse an deinem Überleben zu haben. Er hat dich hierher gebracht. Wieso?“, fragte Maeve und ihre strenge Stimme durchschnitt die Stille, die einige Zeit über dem Raum gelegen war, seit Torc und die Soldaten mit Angus verschwunden waren.
Doch noch ehe Freya wirklich antworten konnte, hob Maeve abwehrend die Hand und ergriff erneut das Wort. Diesmal klang ihre Stimme ein klein wenig sanfter, aber immer noch lag der übliche kühle Befehlston darin.
„Dieser Mystische Ritter sagte er hätte dich gefunden, nachdem du mit einer Bestie kämpftest und diese dich offensichtlich verletzte. Sag mir nur ob das der Wahrheit entspricht.“
Maeve hoffte dass ihre Worte zu Freya vorgedrungen waren. Die Kriegerin musste nicht einmal etwas sagen. Maeve würde ein einfaches Nicken oder Kopfschütteln vollkommen ausreichen. Das war auch der Grund gewesen warum die Zauberin ihrer ersten Frage sofort die nächste folgen ließ.
Es wird Freya genug Kraft kosten sich wieder zu erholen. Ich brauche keine langen Erklärungen, die kann ich mir später auch noch anhören. Aber ich muss wissen ob es wahr ist was dieser unberechenbare Dieb gesagt hat. Wenn dem so ist, dann werde ich es möglicherweise Freya überlassen, was mit ihm geschehen soll.

Freya war wieder eingeschlafen, noch bevor Torc ihren Retter weggebracht hatte. Sie bemerkte nicht wirklich viel, während sie schlief und darum kämpfte zu gesunden. Nach einer Weile jedoch, öffneten sich ihre Augen ganz leicht und sie blinzelte leicht, bevor sie ihren Blick auf Maeve richtete, die neben dem Bett stand und die Kriegerin betrachtete. Freya bemerkte ein nasses Tuch auf ihrer Stirn und so bewegte sie sich nicht unnötig. Denn sie ahnte dass es ihr nur helfen sollte.

Als sie dann die Worte ihrer Königin vernahm, blickte sie diese mit trüben Augen an und begann dann zu antworten. Aber ihre Stimme war nur sehr leise. "Ich weiß selbst nicht was... dieser Kerl sich davon verspricht... Mylady er ist einfach nur unberechenbar" Kaum hatte sie dies gesagt unterbrach sie sich ein wenig, denn es strengte sie doch sehr an, aber sie wollte nicht das etwas missverstanden wurde nur weil sie ein einziges wort sagte oder nickte. Ihre Hand suchte nun leicht die von Maeve und sie drückte diese ein klein wenig, wenngleich der Griff ziemlich schwach war, durch Freyas Zustand. "Ja ich habe mich mit einer Bestie anlegen müssen und das letzte woran ich mich nach dem Kampf erinnere, ist wie er bei mir kniete und die Wunde abband"

Müde schloß sie ihre Augen wieder und es fiel ihr schwer noch weiter wach zu bleiben, aber die Mylady war jetzt wichtiger und so kämpfte Freya gegen die Müdigkeit an. Sie konnte sich vorstellen, dass es für Fragen sorgte, wenn ein Kellskrieger dem Feind half, aber sie verstand es ja selbst nichtmal wieso er das tat. sie hatte ihm nie einen Grund gegeben sie zu mögen.

Wie lange Angus in diesem Rattenversuchten Bunker bereits zugebracht hatte, vermochte er nicht genau zu sagen. Jedenfalls schienen sich die Temras mächtig sicher, dass er hier unten wohl verrotten würde.
Gelanweilt hing er in den Gitterstäben und erkundete die Lage.
Vor seiner Zelle war nicht einmal ein Wachposten aufgestellt.
"Ich hoffe, ihr habt aus der Vergangenheit gelernt?"
Gedanklich lief er genaustens den Weg ab, welchen er nehmen musste.
Wieder und immer wieder, pfiff ein kleines Liedchen vor sich hin.
Noch war niemand zu ihm gekommen, das hieß er hatte noch etwas Zeit. Trotzdem durfte er sich nicht all zu viel Zeit lassen. Früher oder später würde jemand kommen um nach ihm zu sehen, doch dann wollte er schon längst nicht mehr sein.
Er griff in die Innentasche seiner Weste und zog ein gebogenes längliches Stück Eisen heraus. Mit geübten Finger werkelte er am Schloss seiner Zellentür herum und nur ein paar Sekunden später sprang der Riegel mit einem leisen klick zurück.
"Ich habs immernoch voll drauf. Und ihr habt absolut nichts gelernt."
Vorsichtig öffnete er die Tür, spähte in die Dunkelheit des langen Ganges.
Gerade als er die Stufen zum Ausgang erklimmen wollte hörte er laute Stimmen auf der anderen Seite der Pforte.
Es schien ihm das beste auf seine Ausgangsposition zurück zu kehren. Hier hatte er sowieso keine Möglichkeit sich zu verstecken.
Kaum, das er die schwere eiserne Tür wieder ins Schloss gezogen hatte wurde der Eingang aufgestoßen und nach den Schritten zu urteilen, kam ein großer Mann zu ihm herunter.
"Bin wieder im Gefängnis, ja was kann ich da tun. Ich bin jetzt ehrlich, aber hier sitz ich nun. Ja, jeder weiß, wie´s im Kerker stinkt, sodass man hier immer nach Atem ringt."
Mit einem breitem höhnischen Grinsen kam Torc auf die Zelle zu und blieb vor dem Gitter stehen.
"Schön, dass es dir in unserer Gästesuit gefällt. Du bleibst vermutlich etwas länger."
"Hast du dir meine Worte durch den Kopf gehen lassen? Du bist Alteisen. Sieh es endlich ein, Torci. Maeve hat keine Verwendung mehr für dich. Deine Zeit läuft ab. Warum sollet sie sonst ihre Zeit auf eine Kriegerin verwenden, die jünger, stärker und sehr viel klüger ist als du? Aber ich kann dir helfen. Ich kann dir sagen, wie du bei Maeve wieder die Nummer eins wirst."
Abfällig schnaubte Torc ihn an.
"Wir sind doch beide Männer des Kampfes. Kollegen, wenn du so willst. Du bräuchtest ihr nur höchst prisante Informationen bringen. Die ich zufällig besitze. Truppenstärke, Verteidigungsstrategien, Ausrüstung."
"Wer sagt dir, dass ich sie nicht aus dir heraus prügel?"
"Niemand, aber versuch´s wenn du dich traust."
Aufgebracht stürmte der Temrahauptmann in die Zelle, riss Angus von der Pritsche auf die Füße und funkelte ihn wütend an.
Seine Worte hatten also gewirkt.
"Was willst du jetzt tun, Ritter der Erde?"
"Jetzt, werd ich dir ins Gesicht treten."
Amüsiert musste Torc auflachen, doch dieses Lachen blieb ihm Hals stecken, als Angus mit einem kleinen aber kräftigen Stoß seiner flachen Hand gegen sein Brustbein stieß. Nach Atem ringend, beugte sich der getroffene nach vorne, was Angus für einen weiteren Angrif mit dem Ellenbogen zwischen seine Schulterblätter nutzte.
"Du hast gesagt, du würdest mir ins Gesicht treten?!", würgte Torc mühsam hervor.
"Nun sei doch nicht so ungeduldig."
Mit einem finalen Tritt gegen Torc Wange, gingen bei ihm die Lichter aus.
"Schlaf gut, du Nase."
Wie in alten Zeiten bemächtigte er sich des Zellenschlüssels, verschloss die Tür von außen und beförderte ihn eine hintere Ecke des Ganges, ehe er zur Tür hinaus rannte und weiter die verzweigten Korridore entlang.
Vor einer der unzähligen Pforte blieb er schließlich stehen.
Wenn ihn seine Erinnerung nicht gänzlich im Stich ließ, war er hier richtig.
Ohne Anzuklopfen öffnete er die Pforte und fand sich in der richtigen Kammer wieder.

Freyas Stimme klang leise und schwach, dennoch antwortete sie. Selbst in dieser Situation strahlte die Kriegerprinzessin eine gewisse ungebrochene Stärke aus. Das war es, warum Maeve sie so sehr schätzte. Freya war nicht wie die anderen Schwächlinge. Maeve war überzeugt davon, dass die Kriegerin bereit war bis in den Tod zu kämpfen, wenn es sein musste.
Die Zauberin merkte wie Freyas Hand, die ihre ergriff und sie erwiderte den schwachen Druck sachte.
Ein unberechenbarer Dieb aus Kells, der plötzlich auf die Idee kommt dem Feind zu helfen?, dachte Maeve und seufzte leise. Eigentlich dürfte mich sowas gar nicht mehr überraschen. Nach allem, was es an Abwegigkeit schon gegeben hat. Es ist schließlich nicht viel weniger abwegig, als die Tatsache dass ausgerechnet der Ritter Draganta sich als mein Sohn herausstellt.
Aber offensichtlich hatte Angus die Wahrheit gesagt. Zumindest bestätigten dass die leisen Worte Freyas. Es stimmte also. Wäre Angus nicht gewesen, dann hätte ich meine beste Kämpferin verloren. Diese Erkenntnis versetzte Maeve einen leichten Stich und führte dazu dass sie von sich aus erneut die Hand von Freya leicht drückte. Sie hätte es niemals zugegeben, aber der Verlust der Kriegerprinzessin wäre nicht nur der Verlust ihrer treuesten Kriegerin gewesen, sondern auch der Verlust einer der wenigen Personen, die Maeve wahrlich schätzte und denen sie vertraute.
Als die Zauberin merkte wie schwer es Freya fiel wach zu bleiben und dass sie dagegen ankämpfte einzuschlafen, zog Maeve ihre Hand wieder zurück und nahm das Tuch von Freyas Stirn, welches mittlerweile schon beinahe ganz trocken war. Die Wärme, hatte die Kräuteressenz verdampfen lassen, so wie es von Maeve beabsichtigt gewesen war.
„Du brauchst den Schlaf. Ich weiß jetzt, was ich wissen wollte. Ruh dich aus. Du kannst getrost einschlafen. Später ist noch genug Zeit zu entscheiden, was mit diesem unberechenbaren Kellsritter geschehen soll.“
Maeve legte das trockene Tuch zurück in einen der Tonbehälter, welche auf dem Tisch mit den ganzen Zauberutensilien standen. Dann kehrte sie noch einmal zu Freya zurück und warf eine Leinendecke über die Kriegerprinzessin, die bereits zu schlafen schien. Dann ging die dunkle Zauberin zur Tür, warf allerdings noch einen letzten Blick auf ihre Kriegerin und auch, wenn sie es diesem Dieb niemals sagen würde, so fühlte sie in diesem Moment echte Dankbarkeit.
Maeve beschloss später zu sehen, wie es ihrer Kriegerin ging. Momentan konnte sie ohnehin nichts tun. Das Beste war jetzt Schlaf und Ruhe. Und so verließ sie das Zimmer und bog gerade um die nächste Ecke als Angus im selben Augenblick dort auftauchte, wo Maeve noch vor Sekunden gestanden war.

Freya suchte den Blick von ihrer Königin, auch wenn sie nicht wirklich viel erkannte, da sie einfach zu erschöpft war und ihre Augen sich nur schwer fokussieren konnten. Die Kriegerin erzitterte leicht, als Maeve das Tuch von ihrer Stirn nahm, da sie in dem Augenblick ein leichter Schüttelfrost packte. Doch dieser verebbte schon nach einigen Augenblicken. Die Kriegerin vernahm die Worte das sie nun schlafen sollte wie durch einen Nebel, aber schließlich fielen ihr die Augen dennoch zu und sie sank in einen Schlaf.

Sie bemerkte nicht mehr groß, wie Maeve eine Decke auf sie legte und dann den Raum verließ. Ihre Züge waren beinahe friedlich und einzig ihre Stirn war immer noch ein wenig von Schweißtropfen belegt. Ihr Kopf sank leicht zur Seite während sie weiterhin schlief und in einen erholsamen Schlaf verharrte. Als die Tür erneut geöffnet wurde, wachte Freya nicht davon auf und schlief weiterhin, während ihre Hand leicht auf ihrem Bauch ruhte.

Nach den Erlebnissen der letzten Stunden, hatter mit allem möglichen gerechnet, was in der Kammer vor sich ging. Er machte sich bereit es mit einer ganzen Schar Temras aufzunehmen, womöglich auch mit der Königin selbst. Doch zu seinem erstaunen fand er den Raum von Maeve verlassen vor.
Hinter ihm, auf den Gängen vernahm er die Stimmen mehrer Krieger. Anscheinend war seine Flucht bereits bemerkt worden. Jetzt blieb ihm nicht mehr viel Zeit.
Vorsoroglich schloss er die Tür hinter sich und verriegelte diese noch mit einem Stuhl. Sicher war es nicht gerade, aber es würde ihm, wenn nötig, die benötigte Zeit geben um sich einen Ausweg zu suchen.
Seit seinem mehr oder weniger freiwilligen Abgang hatte sich hier nicht all zu viel verändert. Noch immerl lag die junge Kriegerin auf ihrer Lagerstatt. Ihr Zustand schien sich gebessert zu haben. Sie atmete ruhig und regelmäßig und auch die schmerzverzerten Züge in ihrem Gesicht waren denen eines regenerierenden Schlafes gewichen.
Ihm fielen dutzende Dinge ein, die er in solch einer Situation tun könnte. Sein altes Ego würde wahrscheinlich das Zimmer nach irgendwelchen Wertgegenständen durchsuchen und für einen Moment spielt er auch mit dem Gedanken einige der Mixturen für Cathbad einzustecken. Doch verwarf er diesen gleich wieder. Er wusste ja doch nicht so genau, was der alte Druide gebrauchen könnte.
Auf leisen Sohlen trat an das Bett heran, besah sich die junge Frau nachdenklich.
Schließlich durchwühlte er seine Taschen und förderte einem metallenen Gegenstand zutage. Ebenso geschickt, wie er in den Besitz des Reifes gelangt war, befestigter er ihn wieder an seinem Bestimmungsort.
"Du hast mir gute Dienste geleistet, doch von nun an wird es auch ohne deine Hilfe gehen. Erholsame Träume, Freya."
Gerade, als er die Kammer wieder Verlassen wollte, wühlte sich seine Neugier ganz nach oben. Ob er es wagen sollte? Er musste es versuchen. Was hatte er schon zu verlieren?
Behutsam ließ er sich auf die Bettkante nieder. Für einen Augenblick sah er sie einfach nur an. Eine vorwitzige Strähne hatte sich über ihr Gesicht verirrt. Sanft strich er sie zur Seite, ihre Gesichter näherten sich, bis sich ihre Lippen zu einem zaghaften Kuss verschmolzen.
Vom Gang her ertönte ein lauter werdendes Grollen. Viele Schritte waren zu hören, welche vor der Kammer anhielten. Sofort wurde die Tür geöffnte, jedoch versperrte noch der Stuhl den Eingang. Mit lautem gepolter wurde die Pforte aufgestoßen und ein halbes dutzend Temras, angeführt von Maeve, kam in den Raum gestürmt. Ein erstauntes Schweigen und schockierte Blicke waren auf ihn gerichtet.
Doch von alledem bekam Angus nicht viel mit. Die Welt um ihn herum hatte aufgehört zu existieren.

Freya schlief noch weiterhin friedlich und ohne irgendwas böses zu ahnen. Sie war einfach nur so erschöpft und es schien ihr nur langsam besser zu gehen. Aber wenigstens machte sie Fortschritte. Ihre Hände lagen entspannt auf der Decke, welche über sie gelegt wurde. Ihre Lippen waren leicht geöffnet, da sie ein wenig probleme mit dem Atmen hatte, aber es waren nicht wirklich schwerwiegende Probleme. Sie schlief ziemlich tief und bemerkte erst nicht das wieder jemand ins Zimmer hereinschlüpfte.

Sie drehte ihren Kopf leicht und bewegte ein wenig ihre eine Hand, als Angus ihr die Manschette wieder anlegte und drehte ihren Kopf dann leicht, doch noch schlief sie. Seine gemurmelten Worte vernahm sie auch erst nicht, aber als Angus sich dann auf die Bettkante niederließ grummelte sie leicht vor sich hin, denn sie spürte die kleine Vibration als die MAtratze nach unten sank. Sie erschauerte leicht als er ihr eine Strähne aus dem Gesicht strich, aber ließ sonst keine große Reaktion erschallen. Erst als sie etwas weiches auf ihrem Lippen verspürte, öffnete sie schlaftrunken die Augen und diese weiteten sich leicht. Doch dann riss sie ihre linke Hand hoch und eine laute Ohrfeige erschallte durch das ganze Zimmer, während sie erst nicht die eintretenden bemerkte. In ihren Augen glitzerte Wut, aber sie lag noch immer eher als dass sie saß. Dennoch hatte sie ihre Hand noch immer gehoben.

Es lag nicht lange zurück, dass Maeve das Zimmer verlassen hatte. Sie schritt durch die dunklen und erhabenen Gänge des Schlosses, als sie, nun zum zweiten Mal an diesem Abend, ein Durcheinander von aufgebrachten und wütenden Stimmen vernahm. Am liebsten wäre sie einfach weiter gegangen und hätte das wilde Poltern ignoriert, welches die Männer verursachten.
„Meine Königin, er ist entkommen, der Gefangene, er ist geflohen!“, rief einer der Wachen und Maeve, die zumindest noch einen Moment überlegte ob ihr dieser Umstand nicht einfach egal sein konnte seufzte leise auf und zwang sich dazu diesen erbärmlichen Versagern zuzuhören.
„Wie konnte das passieren?“, verlangte die Zauberin zu wissen. „Und wo ist Torc? Ich habe etwas mit ihm zu besprechen.“
Die Wachen wirkten eingeschüchtert. Einer von ihnen wagte es jedoch ihr eine Antwort zu geben.
„Der Hauptmann ist…im Kerker. Dieser Gefangene, der Dieb, er hat ihn k.o. geschlagen und…“, Maeve winkte ab. Sie wollte es gar nicht hören, denn sie konnte sich mehr als gut vorstellen was genau passiert war.
„Und wo ist der Gefangene jetzt?“, herrschte sie ihre Wachen ungeduldig an.
„Weg meine Königin.“
„Na dann hinterher! Wieso seid ihr ihm nicht nachgelaufen?“, rief sie und scheuchte ihre Untergebenen vor sich her.
„Meine Königin, er ist nicht nach draußen sondern in diese Richtung.“, meinte ein offensichtlich ganz mutiger Soldat und deutete in jene Richtung in der sich das Zimmer befand, in welchem Freya sich gerade ausruhte.
„Das darf doch nicht wahr sein!“, laut fluchend folgte Maeve den Soldaten und schon als sie wieder bei der Tür der Kammer angelangt waren und einer der Männer versuchte diese zu öffnen, war klar, dass es wohl doch wahr sein durfte.
Ist dieser verfluchte Dieb jetzt allen Ernstes zurück anstatt wenigstens schlau genug zu sein um zu fliehen.
Maeve verstand die Welt nicht mehr und schüttelte genervt den Kopf. Sie schubste die Männer zur Seite und stieß die Tür mit ein wenig Unterstützung ihrer Magie auf.
„Was geht hier…“, Aber auf das, was sie da zu sehen bekam, war sie alles andere als vorbereitet. Da besaß dieser Dieb doch tatsächlich die Dreistigkeit hier seelenruhig Maeves beste Kriegerin zu küssen. Die Welt stand wohl nicht mehr allzulang. Im ersten Moment war Maeve unfähig etwas zu sagen. So überrascht und ungläubig hatte man sie lange nicht erlebt.
Doch die Starre hielt nur einen kurzen Moment an. Kurz nach Maeves Eintreten hatte nämlich auch Freya, die offensichtlich auch nicht sehr begeistert von der Tat dieses Unberechenbaren Ritters schien, eben jenem, eine deftige Ohrfeige verpasst.
Ein boshaftes Schmunzeln glitt über Maeves Züge als sie endlich zu verstehen begann. Das erklärt natürlich einiges. Deshalb hat er sich so bemüht sie zu retten.
„Steht nicht so dumm rum und starrt ihn an! Ergreift ihn!“, rief sie ihren Soldaten zu und die leisteten ihrem Befehl so gut sie es vermochten Folge.
„Sieh an, sieh an. So ist das also.“, stellte sie mit einer gewissen Genugtuung fest und schritt um Angus herum wie eine Schlange um ein Kaninchen.

Er wusste nicht was in ihn gefahren war oder was ihn dazu trieb. Es währe nur Vernünftig sofort nach seiner Flucht aus dem Kerker den schnellsten Weg hinaus aus diesem finsteren Schloss zu suchen.
Was war es, dass ihn dazu trieb nochmals dieses Zimmer aufzusuchen. Übermut? Abenteuerlust? Und zu allem Überfluss noch diese Eselei. Er hatte sich schon des öfteren in unangenehme Situationen gebracht, doch dieses mal wusste er nicht, ob er mit einem blauen Auge davon kommen würde.
Jedoch im Augenblick, hatte Angus die leisen Stimme in den hintersten Winkel seines Verstandes zurück gedrängt.
Alles was er in dieser Sekunde wahr nahm, waren ihr leiser Atem und ihre weichen Lippen mit dem leichten Geschmack von Frühlingshonig.
Die Welt außerhalb dieses Zimmers hatte aufgehört zu existieren, bis ihn ein harter Streich zurück in die Wirklichkeit brachte.
Aprubt öffnete er die Augen. Direkt vor ihm glühten zwei kristallblaue Augen. Wut, Hass und auch Erstaunen glitzerten darin.
Von dieser derart heftigen Reaktion Freyas noch unschlüssig zu handeln, kehrten seine Sinne nur allmählig zurück, doch früh genug um eine weitere Ohrfeige von Freya abzuwehren.
Noch während sie sich weiter in die Augen sahen, ertönte das laute gepolter der einfallenden Soldaten.
Nun erst realisierte er, dass sie nicht länger allein waren.
"Beim großen Lough. Junge, wenn du auf den richtigen Zeitpunkt gewartet hast, um abzuhauen, das eben war er.", murmmelte er sich selber zu.
Seine volle Aufmerksamkeit auf Maeve gerichtet, vernachlässigte er seine Deckung, was ihm eine weitere Ohrfeige beschehrte.
"Wofür war das denn?"
Zu seinem leidwesen fackelte die Königin auch nicht lange ihre Wachen auf ihn zu hetzen, welche eher scheu als voller Tatendrang auf ihn zugingen.
Seine Chancen standen schlecht. Die Königin versperrte ihm die Tür und sechs bis an die Zähne bewaffnete Krieger kamen von allen Seiten auf ihn zu.
Entschlossen erhob er sich von der Lagerstatt und fand genau zum richtigen Zeitpunkt sein Ego wieder. Berechnend blickte er von einem zum anderen.
"Na kommt schon, wenn ihr euch traut."
Selbstsicher griff er hinter sich, um seine mystische Waffe zu ziehen. Augenblicklich verloren die Männer, einer nach dem anderen den Mut und ergriffen zum leidwesen ihrer Herrin, die Flucht.
Es war nur ein bluff, doch hatt es doch seinen Zweck erfüllt.
Mit einer fast unheimlichen Ruhe kam Maeve auf den Ritter zu, umringte ihn wie bei einer Fleischbeschau.
Sie rühmte sich damit ihn durchschaut zu haben, doch hatte sie das?
"Willst du sagen, du verstehst, was in mir vorgeht? Das hat Deirdre schon vor Jahren aufgegeben und du wirst es auch nicht schaffen.", grinste er sie schief an.
"Bist du eifersüchtig?"
Auf diese Frage hin hatte er eigentlich mit einem Schlag gerechnet, doch blieb dieser aus. In seinen Gedanken ging alles drunter und drüber. Sehr viel mehr Hiebe gegen seinen so schon angegriffenen Kopf konnte er nicht gebrauchen und als Sandsack wollte er sich auch nicht verwenden lassen.
Als sie ihn fast ein weiteres mal umrundet hatte, brachte er sich mit einem schnellen Ausweichschritt aus ihrer Bahn, neben den Tisch.
Geistesgegenwärtig griff er etwas von der Platte und zielte damit auf Maeve.
Instinktiv musst er das richtige erwischt haben, denn ihre eben noch so sicheren Züge, verrieten ihm, dass es sich um etwas wertvolles handeln musste.
"Was hast du jetzt mit mir vor?"

Unverhohlener Wut, Unglauben und auch Hass herrschte in ihren blauen Augen, während sie ihre Hand mit vollem Schwung auf seine Wange fahren ließ. Sie hatte nur ausruhen wollen und wieder gesund werden und was erwartete sie, wenn sie aufwachte? Zum zweiten mal hatte dieser Kerl gewagt, Freya einen Kuss zu stehlen. Sie war noch immer ziemlich wütend und bemerkte nur langsam, dass sich der Raum langsam füllte. Aber sie blickte ihm noch immer kalt in die Augen. Sie hatte gerade zu einer weiteren Ohrfeige angesetzt, die er jedoch abfangen konnte. Was ihr ein ärgerliches Knurren entlocken ließ. Als er dann auch noch fragte, wofür die Ohrfeige gewesen war, zischte sie ihm eine Hasstirade entgegen, bevor sie noch herausbrachte. "Wie kannst du es wagen, mich zu küssen, du verdammter Kellsritter? Hab ich nicht ein einziges mal ruhe vor dir?!!!!"

Ihre Hände zitterten leicht und trotz ihres eigentlich geschwächten Zustandes, gab ihre Wut ihr die Kraft sich aufzusetzen. Sie warf einen Blick zu Maeve und nur langsam beruhigte ihr Hass sich. Als die Truppen flohen weil er antäuschte seine Mystische Waffe zu nutzen knirschte Freya mit ihren Zähnen. Am liebsten hätte sie ihn so richtig verprügelt, dass er solch bescheuertes Verhalten zeigte. Sie hatte nicht ein einziges mal, von sich aus dafür gesorgt, dass er etwas für sie empfinden könnte, aber jetzt hatte er sie schon das zweite mal geküsst. Am liebsten wäre ihr, wenn Maeve ihn endlich diese Dummheiten austrieb, aber diese schien ihn nur mit einer Genugtuung zu beobachten. Als Angus dann zu dem Tisch glitt und dabei eines der Zaubersachen in die Hand nahm und auf Maeve ziehlte, wollte Freya sich einmischen, aber wie? Ihre Waffe sah sie nicht in direkter Nähe von sich und sonst, fiel ihr auch nichts ein was sie werfen könnte. Zum Aufstehen war sie zu schwach, selbst wenn ihr Adrenalin ihr einen Schub verpasste.

Ihr Blick schwiff suchend umher und sie versuchte einen Gegenstand zum werfen doch noch zu entdecken und schließich nahm sie kurzerhand das Glas welches auf dem Nachttischchen stand und warf es direkt auf Angus. "Denkst du wirklich, nur weil du mich gerettet hast, dass du dir das Recht rausnehmen kannst, mich zu küssen?" zischte sie ihm zu.

„Feiglinge, kommt sofort zurück!“, rief Maeve zornig, als ihre Soldaten die Flucht ergriffen. Verdammte Feiglinge. Das werden sie büßen., dachte die Zauberin wütend, doch sie hatte beschlossen sich diese Wut für später aufzuheben.
Sie schnaubte nur verächtlich bei Angus´ Worten und behielt ihm weiter genau im Blick. Sie überlegte mit einem boshaften Lächeln auf den Lippen, was sie wohl nun mit ihm machen würde. Doch plötzlich ergriff er seine Chance und glitt mit einer wendigen Bewegung neben den Tisch und somit aus Maeves Bahn.
Maeves boshaftes Lächeln gefror zu Eis als Angus etwas von ihrem Tisch nahm. Sie kniff die Augen zusammen als sie erkannte was es war. In den falschen Händen konnte man damit viel Schaden anrichten und Maeve hoffte inständig er würde vorsichtig genug sein um es nicht fallen zu lassen. Denn was dann passierte, konnte selbst Maeve nicht genau abschätzten. Es würde auf jeden Fall für viel Verwirrung sorgen und Maeve war sich nicht sicher ob, wenn er das ganze Behältnis fallen ließ, nicht alle im Raum Befindlichen, erheblichen Schaden nehmen könnten. Bei Angus wäre es der dunklen Zauberin ja egal gewesen aber was Freya und sie betraf, so hatte sie keine Lust dieses Risiko unbedingt einzugehen. Schon gar nicht, wenn das meiste Maeve selbst treffen würde. Und so wie Angus gerade auf sie zielte, wäre das durchaus der Fall. Würde er es wirklich wagen und das kleine Gefäß nach ihr werfen? Maeve hielt es durchaus für möglich.
„Stell das sofort zurück. Du weißt nicht, was du tust.“, warnte ihn Maeve eindringlich und ließ ihn keinen Moment aus den Augen. Sie beobachtete jede einzelne Regung und jede Muskelanspannung, die ihr verraten könnte, was er als nächstes tun würde. so konzentriert auf den Dieb aus Kells, merkte Maeve nicht, wie Freya das nächstbeste, in ihrem fall ein leeres Glas, ergriff und es Angus entgegenscleuderte. Maeve sprang noch zur Seite - um nicht in der Nähe von Angus zu stehen- und hoffte inständig, dieser Dieb würde das Behältnis mit dem kostbaren und ebenso gefählrichen Pulver darin nicht fallen lassen.

Argwöhnisch betrachtete Maeve ihn, während er das Glas mit dem grünlich schwarzen Pulver in der Hand wiegte. Sie schien großes Interesse daran zu haben, dass es nicht zerbrach. Ihre eben noch vor Zorn verkniffenen Züge wandelten sich in fast panisches Entsetzten.
"Na wenn das so ist..."
Doch noch ehe er richtig er zum Wurf ausholen konnte, hatte Freya das nächste ergriffen, was sich in ihrer Reichweite befand und nach ihm geworfen.
Fast im letzten Moment konnte er dem Geschoss ausweichen, welches an der Wand hinter ihm zerbarst.
Für einen Moment hatte er seine Aufmerksamkeit nicht auf den nahen Feind gerichtet und das wurde ihm fast erneut zum Verhängnis. Augenblicklich war Maeve näher auf ihn zugetreten, stockte doch in ihrer Handlung als er das Glas wieder in ihren Blickwinkel hielt.
Er musste einen Ausweg finden. Jetzt durfte er sich keine weiteren Patzer mehr erlauben. Wenn sie ihn dieses mal erwischte würde er nicht wieder im Kerker landen. Er mochte sich nicht ausmalen, was ihr dieses mal einfallen würde. Doch amüsant würde es nicht werden.
Die Tür war keine Option für ihn. Wahrscheinlich hielten sich schon einige Soldaten davor bereit ihn in Empfang zu nehmen. Hinter ihm Befand sich eine dicke Steinwand, verstellt mit Regalen und allerleich Zauberzeug. Vor ihm befand sich Maeve, sodass ihm einzig die Flucht durch das Fenster blieb.
Nicht gerade begeister, von dem Resultat, zu welchem ihm seine Gedanken gebracht hatten, musste er es dennoch wagen.
Maeve weiterhin genau beobachtend langte er langsam zur Tischplatte. Mit einem leisen klock stand das Glas wieder auf dem Tisch, jedoch hatte Angus noch seine Hand darum geschlossen.
Jetzt konnten ihm nur noch seine Fertigkeiten aus vergangenen Tagen helfen.
Mit flinken Fingern ließ er das Gläschen in seinen Hemdärmel verschwinden, griff nach dem nächsten, ähnlichen Gefäß und warf es ihn hohem Bogen Richtung Tür. Als Maeve mit ungläubigen Augen der Flugbahn des Töpfchens folgte und darauf zu hielt, um es eventuell noch zu erwischen.
Im selben Moment war er in die andere Richtung geeilt, öffnete das Fenster und kletterte auf den Sims.
Anscheinend hatte Maeve die Amphore fangen können und bemerkte ihren Irrtum. Ihr suchender Blick fand ihn, auf dem Sims hockend und mit dem Glas winkend. Ein triumphierendes grinsen auf seinen Lippen.
"Meine Damen, es wird Zeit für meinen Abgang."
Wutentbrannt stürmte die Zauberin auf ihn zu, doch verfehlte ihn nur knapp.
Mit einem gewagten Sprung brachte er sich auf dem Dach des Gemäußers in Sicherheit.
Für einen Moment stand er dort, hörte ihre Flüche und zog die kalte Luft der Freiheit ein, bevor er in die Nacht verschwand.